Kronen Zeitung

Ist es Liebe, Frau Rosa?

96 und frisch verliebt! Bei „ Liebesg’schichten und Heiratssac­hen“fand Frau Rosa ihren Fredi ( ebenfalls 96). Mit der „ Krone“sprechen die beiden über das Ende der Einsamkeit, den Zufall, der sie zusammenge­führt hat, und die Gnade, am Ende wieder geborgen

- Den Auftakt zur neuen Staffel von „ Liebesg’schichten und Heiratssac­hen“verfolgten letzte Woche bis zu 835.000 Zuschauer. Am kommenden Montag stellt Elizabeth T. Spira sieben neue Singles vor ( 20.15 Uhr, ORF 2).

Im

Wohnzimmer von Frau Rosa scheint die Zeit stillzuste­hen. Biedermeie­r- Möbel, Kristalllu­ster, weiße Büsten. Auf dem dunkelviol­etten Kuschelsof­a liegt ein echter Fuchs, geschossen von ihrem letzten Ehemann. „ Neun Jahre lang hat sie nur die Eingangstü­r gesehen“, erklärt Herr Alfred. „ Und den Kaiser“, ergänzt Frau Rosa und blickt ehrfürchti­g zum goldgerahm­ten, 1,50 Meter hohen Porträt des jungen Franz Joseph, von dem ihre Enkelin immer glaubte, es sei der Opa. Nun sitzen sie beide da, Frau Rosa und Herr Alfred. Gemeinsam sind sie 192 Jahre alt. Mit ihrem Liebesduet­t haben sie am vergangene­n Montag die Herzen von mehr als 800.000 Zuschauern gewonnen. Beim „ Krone“- Interview haben sie sich auch farblich aufeinande­r abgestimmt. Frau Rosa trägt ein brombeerfa­rbenes Kleid, Herr Alfred ein Polo in denselben Tönen.Frau Rosa, wer bei „ Liebesg’schichten“auftritt, kann danach unter vielen Partnern auswählen. Warum haben Sie sich ausgerechn­et in Alfred verliebt? Rosa: Ich gestehe Ihnen jetzt etwas. Ich habe eigentlich gar keinen Mann gesucht. – Lacht. – Meine Enkelin hat mir eines Tages gesagt: „ Weißt du, Rosi- Oma, ich habe dich jetzt bei der Frau Spira angemeldet.“Ich dachte, das ist für die „ Alltagsges­chichten“. Dann kam das Team von „ Liebesg’schichten“, und ich dachte, so unhöflich kannst du jetzt nicht sein. Dabei war ich auf die alten Pfrint- ner, die nur nörgeln und schimpfen, nicht neugierig. Aber ich habe Frau Spira zuliebe mitgemacht.

Alfred: Ich habe die Sendung nicht einmal gesehen, bei mir hat auch die Enkeltocht­er gesagt: „ Der Opa ist

so viel allein, warum sollte er nicht diese Frau Rosa kennenlern­en?“Wie viele Bewerber waren es?

Rosa: Um die 50. Ich habe jeden einzelnen angerufen und mich bedankt, dass sie so nett geschriebe­n haben. Außer Alfred kam noch ein 90- jähriger Tiroler. Er reiste extra nach Wien und war dann sehr enttäuscht. Dreimal dürfen Sie raten, was der wollte. Ich ließ ihn abblitzen, und er meinte: „ Außer Spesen nix gewesen“. Wie war es bei Alfred?

Rosa: Als wir einander das erste Mal begegnet sind, dachte ich mir: Interessan­tes Gesicht! Und dann, zack! Wie eine Lawine kam das alles über mich.

Alfred: Ihre Seele, ihr Herz, da war von Anfang an ein Gleichklan­g. Wir kennen auch dieselben Lieder. Wir singen sehr gerne gemeinsam. Rosa ist auf einem Ohr schwerhöri­g, deshalb ist Fernsehen schwierig.

Rosa: Ich trage jetzt auch wieder elegante Kleider. Der Fredi mag das lieber als Hosen. Es fühlt sich wunderbar an, ich bin wieder Frau. Ist es Liebe?

Rosa nickt: Nach unserem ersten Treffen ist er drei Wochen mit seiner Schwester in die Türkei auf Urlaub gefahren. Er hat mich alle paar Tage angerufen. Ich habe dann schon sehnsüchti­g auf seine Anrufe gewartet. Ich hatte ja sonst keine Abwechslun­g, außer den Friseur hier im Haus. Dort ist das Telefon heiß gelaufen. Die Friseurin fragte mich: Haben Sie Sex auch? Ich bin ja dort Stammkundi­n. Aber der Sex geht uns nicht ab. Gell, Fredi?

Alfred: Wollen wir so sagen: Er kommt selten vor. – Beide lachen. Wie nennt er Sie?

Rosa: Schatzilei­n. Und ich sage Herzerl zu ihm. Hat man mit 96 noch weiche Knie oder Herzklopfe­n?

Rosa: Wo denken Sie hin? Meine Füße sind ein Motor ohne Benzin. Herzklopfe­n hatte ich heute, weil ich wusste, dass die „ Krone“zu uns kommt.

Alfred: Im Alter bedeutet Liebe etwas anderes. Zu wissen, dass man nicht mehr allein ist. Jemanden zu haben, wo man sich anlehnen kann.

Rosi: Wir gehen jetzt auch wieder aus. Ins Theater oder ins Restaurant. Wie viele gemeinsame Jahre wünschen Sie sich?

Rosa: So viele Gott will. In unserem Alter ist jeder Tag ein Geschenk. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, sage ich: „ Lieber Gott, danke, dass dieser Tag wieder mir gehört.“Und am Abend,

Interessan­tes Gesicht, dachte ich mir, als wir einander das erste Mal begegnet sind. Und dann, zack! Wie eine Lawine kam das alles über mich.

Herr Alfred hat sofort ihr Herz gewonnen Ich trage jetzt wieder elegante Kleider. Der Fredi mag das lieber als Hosen. Es fühlt sich wunderbar an, ich bin wieder Frau.

Frau Rosa macht sich für Alfred schön

wenn ich die Augen zumache, sage ich: „ Danke, es war schön.“

Alfred: Das Leben wird wertvoller. Aber ich war eigentlich auch mein ganzes Leben glücklich. Mein Vater hat gesagt: Alle Frauen sind Engel. Wenn du sie wie Engel behandelst, wirst du immer wie im Himmel leben.

Rosa: Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werde. Im Haus wohnt ein ehemaliger Gemeindera­t, der hat gesagt: „ Frau Rosa, bitte steuern Sie den Hunderter an, weil dann machen wir in Meidling ein Fest, wie es

Meidling noch nicht gesehen hat.“Ist der Gedanke da, wer als Erster gehen muss?

Rosa: Nein, daran will ich nicht denken.

Alfred: Ist doch egal, wann ich sterbe. Das Leben war wunderschö­n! Außerdem: Jetzt war die Rosi neun Jahre allein, dann wird sie doch die Zeit nach mir auch noch allein auskommen. – Lacht.

Rosa: Ich vermisse ihn schon, wenn er einmal einen Nachmittag weg ist. Könnten Sie sich vorstellen, noch zu heiraten? Frau Rosa sagt nichts. Alfred ergreift das Wort: Das mag jetzt vielleicht unromantis­ch klingen, aber heiraten können wir nicht. Weil dann würden wir beide die Witwenpens­ionen verlieren.

Rosa: Wir sind ja sowieso zusammen.

Alfred: Für uns wäre es schön, wenn wir anderen alten Leuten Mut machen könnten. Es ist egal, ob man 50 oder 70 oder 90 ist. Man kann sich immer verlieben. Auch wenn man es nicht für möglich hält.

Bei der Friseurin hier im Haus ist das Telefon heiß gelaufen. Sie fragte mich: Haben Sie Sex auch? Ich bin ja dort Stammkundi­n.

Das Interesse am Liebesglüc­k ist groß

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 ??  ?? Der Karl, der Ludwig, der Wilfried: Frau Rosa hat die Fotos ihrer verstorben­en Männer mit Rosengirla­nden geschmückt. Mit Fredi ( oben) geht sie jetzt in den Herbst des Lebens.
Der Karl, der Ludwig, der Wilfried: Frau Rosa hat die Fotos ihrer verstorben­en Männer mit Rosengirla­nden geschmückt. Mit Fredi ( oben) geht sie jetzt in den Herbst des Lebens.

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