„ Alles muss dich alles kosten“
Als Buhlschaft tritt Stefanie Reinsperger ab 21. Juli in Erscheinung: Über Proben, ihre Zukunft in Berlin und den Dom als imposante Rückendeckung
Frau Reinsperger, Sie feiern heuer im „ Jedermann“als Buhlschaft Ihr Festspiel- - debüt. Wie fühlen Sie sich?
Sehr gut. Ich bin einfach h sehr dankbar und glücklich über das, was ich bisher erlebt habe und noch erleben werde. Wir sind ein wunderbares Team, das sich aus tollen Kollegen zusammensetzt, mit denen man lachen und vor allem vertraut arbeiten kann. Die Proben laufen sehr gut. Jetzt freue ich mich allerdings schon darauf, endlich diesen tollen Dom im Rücken haben zu dürfen.
Der Domplatz ist aber auch eine Herausforderung?
Diese Kulisse hat schon etwas Beeindruckendes. Ich bin einmal nachts davorgestanden und dachte mir nur: Huh! Natürlich habe ich einen gewissen Respekt davor, aber es ist nichts, was mir Angst macht. Im Gegenteil: Ich sehe diese Kulisse eher als tolle Rückendeckung. Als ich den „ Jedermann“letztes Jahr hier gesehen habe, war ich fasziniert davon, wie man die realen Begebenheiten der Natur in das Spiel einfließen lassen kann. Ehrlich gesagt kann ich es kaum erwarten, draußen zu spielen, zudem unser Job ja zu 90% drinnen stattfindet. Sie und Tobias Moretti haben diese ganz tiefe Beziehung zwischen Buhlschaft und Jedermann betont. Können Sie uns mehr verraten?
Das ist schwierig, weil bei jedem Probentag etwas Neues gedeiht und das Stück mit jedem Tag wächst. Was ich aber sagen kann,kann ist,ist dass wir diese Beziehung sehr, sehr ernst nehmen und dass es sich um zwei Menschen handelt, zwischen denen unbedingtes Vertrauen herrscht. Deshalb fragt Jedermann ja auch die Buhlschaft, ob sie ihn in den Tod begleitet. Ich glaube, diese Liebe ist so tief und so verwurzelt, dass man sie nicht ununterbrochen betonen muss – sie haben eine Selbstverständlichkeit füreinander und können einfach miteinander!
Natürlich hat man zu dieser Rolle und generell zum Stück Bilder vor Augen, deshalb freut es mich besonders, dass ich mich bei den Proben vom Text überraschen lassen konnte.
Inwiefern?
Dass ich darin tatsächlich auch einen Bezug finde. Und auch meine Kollegen wie z. B. Edith Clever oder Johannes Silberschneider machen sich ganz gewissenhaft und behutsam über den Text her. Dadurch wird das Stück auch heutiger.
Gab es einen Moment, der Sie zu dem Beruf bewogen hat?
Mein Schlüsselerlebnis hatte ich, als ich Birgit Minichmayr in Schnitzlers „ Der Reigen“am Burgtheater erlebt habe. Sie war damals selbst noch in Ausbildung – aber dieser Moment, wie sie spielte, hat eine unheimliche Sehnsucht für diesen Beruf in mir wachgerufen.
Sie sind erst 28, wurden bereits mit dem Nestroy- Preis („ Die lächerliche Finsternis“, Wolfram Lotz) ausgezeichnet und in der Kritikerumfrage von „ Theater heute“zur „ Besten Nachwuchsschauspielerin“und „ Besten Schauspielerin“gekürt. Wie gehen Sie mit Erfolg um?
Im Nachhinein denke ich mir: Mist, ich habe ihn viel zu wenig genossen. Andererseits hab ich das alles jetzt in kürzester Zeit erledigt, und sehr viel besser kann es gar nicht werden. Deshalb stürze ich mich auf die nächsten Arbeiten. Nein, es ist einfach unglaublich und wirklich wahnsinnig schön. Natürlich üben solche Auszeichnungen auch einen gewissen Druck auf einen aus. Da ich aber generell ein Mensch bin, der sehr hohe Ansprüche an sich selbst stellt, und ich danach gleich wieder voll gearbeitet habe, gab es keine Zeit, darüber in dieser Form nachzudenken.
Sie geben gern alles, und das mit voller Kraft?
Alles muss dich alles kosten. Ich möchte mich für den Zuschauer gerne verschwenden. Wenn ich mit mir so hart wie möglich ins Gericht gehe, dann tut es der, der zusieht, hoffentlich auch.
Sie wechseln im Herbst ans Berliner Ensemble.
Schon im August beginnen die ersten Proben zu „ Der kaukasische Kreidekreis“unter Michael Thalheimer.