Kronen Zeitung

Operetteng­eplätscher

S ommera rena Ba den:„ Der Z a rewitsch“

- Florian Krenstette­r

Franz Lehárs „ lyrische“Operette „ Der Zarewitsch“unter der Regie des neuen künstleris­chen Leiters der Bühne Baden, Michael Lakner, feierte in der Sommeraren­a eine etwas durchwachs­ene Premiere: Zum einen lag es an dem lautstarke­n Orchester, zum anderen an dem enttäusche­nden Jevgenij Taruntsov als Zarewitsch.

Ein Mann, der aus Gründen der Staatsrais­on auf die große Liebe und das private Glück verzichten muss – das ist ein großer Stoff für das Theater, aus dem sich eigentlich Kapital schlagen lassen müsste. Regisseur Michael Lakner erzählt diese Geschichte brav im Einheitsbü­hnenbild von Christof Lerchenmül­ler. Viel mehr an Interpreta­tion gibt es hier nicht; stattdesse­n ein ansehnlich­es Ballett ( Choreograp­hie: Michael Kropf), das zu Recht mit lautem Applaus belohnt wurde.

Franz Lehár hat den „ Zarewitsch“1926 mit opernhafte­m Aplomb für Richard Tauber komponiert. In Baden wird Jevgenij Taruntsov den hohen Anforderun­gen der Titelrolle nicht annähernd gerecht. Die Stimme ist flach und gepresst, hat keinerlei „ Schmelz“, und der Sänger sucht oft vergebens nach dem passenden Operetten- Tonfall.

Geradezu stimmlich luxuriös ist dagegen die Sonja mit Maya Boog besetzt, die ihren vollen, tragfähige­n Sopran mühelos aufschwing­en lässt und auch ihr schauspiel­erisches Potenzial gekonnt einsetzt. Im Dienerpaar singt Thomas Malik einen ausgezeich­neten Iwan, Melanie Schneider ist eine stimmlich äußerst agile und sehr präsente Mascha mit jugendlich leichtem Sopran. Diesen beiden erstklassi­gen Darsteller­n ist es zu verdanken, dass sie den eher dahinpläts­chernden Abend dann doch zu einem mit Atmosphäre machten. Lustig Artur Ortens als Bordolo. Solide: Benjamin Plautz ( Ministerpr­äsident), Gerhard Balluch ( Großfürst) und Gabriele Kridl als Lina.

Das solide Orchester der Bühne Baden spielt unter der Leitung von Oliver Ostermann mit opernhaft auftrumpfe­ndem Ton und Lautstärke auf. Kaum funktionie­rte die Feinabstim­mung mit den Solisten, die man – vor allem in den lyrischen Passagen – oft zu wenig hörte.

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Liebe oh ne C h ancen: J. T aruntsov ( Alexej), M. Boog ( Sonja)

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