Widerling
Leonardo DiCaprio, Meryl Streep, George Clooney. Reihenweise distanzieren sich die Stars jetzt von dem Mann, den sie bis vor kurzem noch „ Gott“nannten. Harvey Weinstein, mächtigster Filmproduzent Hollywoods, beschuldigt des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung in mindestens drei Fällen. Sexuelle Übergriffe seien „ absolut inakzeptabel“, Weinsteins Verhalten „ schockierend“, tönt die erste Schauspieler- Garde. Ach ja?
Warum konnte dann ein Widerling wie Weinstein jahrzehntelang in Hollywood die Fäden ziehen? 300 Oscar- Nominierungen gehen auf sein Konto, brillante Filme wie „ Die Rede des Königs“oder „ Der englische Patient“. Dass Weinstein seine Macht schamlos ausnutzte, um Frauen sexuell zu belästigen, war ein offenes Geheimnis.
Bei der Oscarverleihung 2013 gab’s Applaus für einen Comedian, der angemerkt hatte, dass die Gewinnerinnen jetzt nicht mehr so tun müssten, als himmelten sie Weinstein an. Aber Hollywood applaudiert ja auch Roman Polanski und Woody Allen.
Der gefallene Filmgott badet mittlerweile in Selbstmitleid. Jeder Mensch mache „ Fehler“, meinte Weinstein. Seine „ Sexsucht“will er jetzt in einer Nobelklinik kurieren. Ihr Mandant sei eben ein „ Dinosaurier“, erklärte Weinsteins ehemalige Anwältin, der die „ Zeichen der Zeit“nicht erkannt habe.
Und das ist das Problem. Es laufen noch viel zu viele solche Dinosaurier herum. Und es dauert wohl noch länger, bis diese Sorte Mann endlich ausgestorben ist.