Herbstkompositionen
Missmutig
beobachtete ein Straßenkehrer einen Mann, der in einem Park vor einem Baum stand und in dem dort aufgeschichteten Laub wühlte. Endlich fragte er: „ Suachn S was? Habn S was verlurn?“
„ Verlurn hab i nix“, entgegnete der Mann. „ I suach nur ein schenes großes Herbstblatt mit schene Farbn und an schenan Muster. I brauchs für mein Buam. Der muass für de Schul a Wasserfarbnbüdl machn.“
„ Herr! Se können mir net den Haufn ausananda reißn!“, sagte der Straßenkehrer. „ Nehmen S Ihna ans von da! Da im Gras liegn genug Blattln umadum!“
„ Lauter farblose“, meinte der Vater des Schulbuben und wühlte weiter. „ Habn Sie ka künstlerisches Verständnis? So was kann ma do net malna. I brauch a gut erhaltenes Exemplar!“
„ Äusdann, jetzt hörn S su- furt auf und lassn den Haufn in Ruah!“, rief der Straßenkehrer. „ Se grabn da umadum wia a Maulwurf! Wegn Ihna werd i vielleicht no amal zsammrechn!“
„ Aah! Da hamma scho was!“, sagte der Suchende und holte aus der Tiefe des Haufens einige Blätter hervor. „ I hab glei gwusst: Untn liegn de schenstn. Jetzt suach i mir noch zwa oder drei zur Auswahl aus, und dann bin i furt.“
„ Er is lang net furtganga“, berichtete ein Zeuge. „ Dann is er nämlich erscht draufkumma, dass ganz untn de buntn Kastanienblattln lie- gen. Na, der Bedienstete hat no a Wäu zuagschaut. In der Folge hat er den Herrn voller Ungeduld mitn Rechnstiel schnell auf die Seite schiabn wolln.“
„ An Stubsa hab i den Mann gebn“, verteidigte sich der Straßenkehrer. „ I kann doch net zualassn, wia a Narrischa mei Arbeit zunichte macht. Stundnlang racker i mi oh, putz de Blattln weg, und dann war alles für Arm und Friedrich! I wia ja aus Steuergeldern zahlt!“
„ De Sache is verziehn und vergessn“, renkte der Kläger ein. „ Trotz Ihnern Steßa hab i zwa wunderschöne Blattln hamtragn, und mei Bua hat für sei Aquarell an römischen Anser kriagt. Bitte, i hab ihm etwas geholfn, so a Bua hat ja doch de Komposition no net so heraußt!“
Es kam vor Gericht ein Vergleich zustande.