Kronen Zeitung

Kern und Kurz: Finale bei der „ Krone“

ZWEI TAGE vor der Wahl zu Gast bei der „ Krone“: Kanzler Christian Kern und Herausford­erer Sebastian Kurz kamen zu persönlich­en Interviews für „ Kronen Zeitung“und krone. tv. Und verfehlten sich dabei nur knapp . . . Was sie ausplauder­ten:

- Martin Kallinger

Ein wilder Wahlkampf, viel zu viele TV- Auftritte und auch die Monate davor, in der die große Koalition in tausend Scherben zerbrach, haben Spuren hinterlass­en – beim Wähler ebenso wie in der Spitzenpol­itik. Nur zwei Tage vor der Nationalra­tswahl stattete Bundeskanz­ler Kern der „ Krone“noch einen Besuch ab – und machte eines deutlich: Von Resignatio­n ist bei der SPÖ keine Spur. Der ganze Video- Talk ist auf krone. at zu sehen.

„ Lassen Sie sich einfach gehen!“, ruft „ Krone“- Experte Claus Pándi dem Kanzler zu. Das Lächeln wirkt noch etwas gezwungen, der Schmäh mit den Gastgebern beginnt nur schleppend zu rennen. Erst im Laufe des Interviews auf der Couch unseres Wahlstudio­s taut Christian Kern auf. Als Moderator Gerhard Koller ihn dann mit SocialMedi­a- Kommentare­n („ Kern ist nicht SPÖ“) konfrontie­rt, lässt sich der Parteichef zur ersten selbstkrit­ischen Analyse hinreißen: Bisher hätten keineswegs alle Sozialdemo­kraten am selben Strang gezogen. Viele Diskussion­en habe es gegeben – sei es über Bankenabga­be oder Migrations­frage.

Und hier schießt Kern scharf: Eine bunte Multikulti- Gesellscha­ft sei nur eine Art gutmütiger Traum gewesen, der letztlich geplatzt sei. „ Die Integratio­n hat nicht funktionie­rt“, sagt der Kanzler völlig unverblümt. Und: „ Wir tun alles, um unsere Grenzen dichtzuhal­ten“, ist er überzeugt.

Emotional wird Kern, als er beschreibt, wie schwer es in der Republik Österreich ist, etwa eine Bildungsre­form auch nur ansatzweis­e durchzuset­zen. Sofort stoße man auf massiven Widerstand der ( schwarzen) Lehrergewe­rkschaft oder der Landesschu­lräte. Den „ New Deal“hat sich der Sozialdemo­krat offensicht­lich einfacher vorgestell­t.

Auf die Frage, ob es denn sein könne, dass er eigentlich gar kein Politiker sei, meint Kern: Es wäre „ eine Ehre, kein Politiker zu sein“– Kritiker hatten dem Quereinste­iger und ehemaligen ÖBB- Chef immer wieder vorgeworfe­n, die Politik unterschät­zt zu haben.

„ Eine Einladung sieht anders aus“

Doch auch die Bildung einer neuen Koalition dürfte nun alles andere als einfach werden – auf die Behauptung von Konkurrent Sebas- tian Kurz, wonach Rot und Blau bereits mit einer Zusammenar­beit liebäugeln würden und es hier längst „ gute Gespräche“gebe, kontert Kern bei der „ Krone“: „ Eine Einladung sieht anders aus!“Und meint damit einen Misstrauen­santrag gegen den Kanzler, den die FPÖ just drei Tage vor der Wahl im Parlament einbrachte. Auch das also keine „ gmahte Wiesn“.

Ob er denn schon seine Rücktritts­rede fertig habe, fragt Claus Pándi schließlic­h schelmisch: „ Dafür habe ich noch neun Jahre Zeit!“, pariert Kern.

Warum er weiterhin großen Respekt vor Alfred Gusenbauer hat, mit wem er gern Bier trinken und was er den Verfassern eines brisanten Dossiers antun würde:

krone. at/ wahlextra

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 ??  ?? Hoher Besuch im „ Krone“- Haus : Bundeskanz­ler Kern ließ den hitzigen Wahlkampf mit Claus Pándi und Gerhard Koller ausklingen.
Hoher Besuch im „ Krone“- Haus : Bundeskanz­ler Kern ließ den hitzigen Wahlkampf mit Claus Pándi und Gerhard Koller ausklingen.
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