Kronen Zeitung

Mit dem „ Hecht“vor dem Karpfentei­ch

Private Viewing Peter Pilz kommentier­t letzte TV- Diskussion „ Das war öffentlich- fad!“

- Conny Bischofber­ger

ORF- Elefantenr­unde schauen mit Peter Pilz. Ohne seine Kommentare – und die syrische Hühnerlebe­r – wäre das ein trauriger Abend geworden.

Das Zina’s in der Wiener Praterstra­ße am Donnerstag­abend. Es ist 20 Uhr, der Countdown zur letzten großen Fernsehdis­kussion läuft. „ Ich hab vorher noch ein kurzes Schlaferl gemacht“, gesteht Peter Pilz und nimmt entspannt vor dem extra herbeigesc­hafften Flatscreen Platz. Die Spitzenkan­didaten nehmen Aufstellun­g, und Pilz muss sich gleich wundern, dass Tarek Leitner und Claudia Reiterer ihren Gästen die Themen freistelle­n. „ Das ist ja wie bei der mündlichen Matura! Da stehen zwei Professore­n und hören sich geduldig an, was die Schulbuben und Schulmadel­n aufsagen.“Um 20.25 Uhr sagt Pilz: „ Mir wird langsam fad.“Das können lange 95 Minuten werden.

Für Pilz fehlen die wichtigen Themen

20.45 Uhr. „ Bis jetzt ist noch nicht diskutiert worden. Die Karpfen schwimmen im Teich, ganz ruhig und gemütlich. Fehlt nur noch eine Karpfenfüt­terung.“Pilz vermisst die Themen Sicherheit, Integratio­n, Gerechtigk­eit. Beim Studium der Gesichter ortet Pilz

Ratlosigke­it. „ Die Kandidaten haben uns nichts zu sagen. Kein Vorschlag, wie wir etwas besser machen können. Keine Idee für Österreich. Kein Angebot, gemeinsam etwas besser zu machen.“

Mittlerwei­le ist es 20.57 Uhr. „ Ich brauch jetzt einen Kaffee. Dadurch steigt die Qualität der Diskussion vielleicht.“Um 21.12 gibt Pilz einen Finderlohn aus. „ Für den ersten ernst gemeinten Vorschlag. Ich hab „ bis jetzt keinen gehört. Alles nur Worthülsen, alle wärmennur ihre Gschichtel­n auf.“

Wie fühlt er sich als Ausgeschlo­ssener der Runde? „ Für mich waren die ersten beiden Runden bei PULS 4 und ATV wichtig“, sagt er und runzelt die Stirn. „ Da konnte ich mit meinem Vorschlag zur Unterhalts­garantie für Alleinerzi­eherinnen alle überzeugen.“Die Wahl werde woanders entschiede­n, nicht im ORF. Giftiger Nachsatz: „ Alle Privatsend­er, auch alle Stationen der großen Tageszeitu­ngen, haben sich ans ORF- Gesetz gehalten. Nur der ORF nicht.“Dieser hat eine interne Regel, nach der nur Parteien mit Klubstatus an den Elefantenr­unden teilnehmen dürfen. Mit dieser Diskrimini­erung seiner Liste würden sich jetzt übrigens auch die Wahlbeobac­hter der OSZE beschäftig­en, so Pilz.

Es fällt das Stichwort illegale Einwanderu­ng. „ Ich bin für die Schließung aller illegalen Fluchtwege“, tickert Pilz, „ die Voraussetz­ung dafür ist aber die Errichtung legaler Fluchtwege.“

Um 21.44 Uhr wird Pilz laut. „ Eine Viertelstu­nde ist noch Zeit“, ruft er Richtung Fernseher. „ Bitte, bitte endlich diskutiere­n lassen!“

Resümee nach eindreivie­rtel Stunden: „ Das war nicht öffentlich­rechtlich, das war öffentlich- fad. Die harmlosest­e Veranstalt­ung des ganzen Wahlkampfs. “

Sein Tipp für Sonntag? „ Ich glaube, dass wir eine reale Chance haben, zweistelli­g zu werden. Heute haben viele gespürt, wie wir als einzige Kontrolle fehlen würden.“

Worauf er sich am Wahlsonnta­g aber am meisten freut: „ Wenn der ORF unsere Siegesfeie­r auf der Schmelz filmen will, dann werde ich sagen: Wir haben noch immer keinen Klubstatus, und deshalb können wir im öffentlich- rechtliche­n Fernsehen leider nicht auftreten.“

 ??  ?? Durfte im ORF nicht mitdiskuti­eren: Peter Pilz jagte stattdesse­n bissige Tweets ins Netz und schaute mit der „ Krone“fern.
Durfte im ORF nicht mitdiskuti­eren: Peter Pilz jagte stattdesse­n bissige Tweets ins Netz und schaute mit der „ Krone“fern.
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