Kronen Zeitung

Eine starke Frau

- www.krone.at/diakonie

Schwester Helga ist eine der letzten ihrer Art. Dieser Tage feiert sie ihren Achtziger. Den protestant­ischen Diakonisse­n fehlt es, wie vielfach auch den katholisch­en Ordensschw­estern, an Nachwuchs. Doch sie haderte nie damit. Sie liebte die jungen Pädagoginn­en in fransigen Jeans oder Pfleger mit Dreadlocks, die Schritt für Schritt die Arbeit der Diakonisse­n in der Betreuung von Menschen mit Behinderun­g oder in der Pflege übernahmen. „ Wir tragen mit Stolz eine sichtbare Diakonisse­nhaube, die Jungen aber tragen sie unsichtbar.“

Schwester Helga ist Oberin der Diakonisse­n im Diakoniewe­rk Gallneukir­chen in Oberösterr­eich. Unter dem Gelübde der Armut und Ehelosigke­it in einer Gemeinscha­ft zu leben und sein Leben der Nächstenli­ebe zu widmen, ist, scheint’s, nicht mehr en vogue. Schwester Helga hat das immer mit großem Gleichmut gesehen. Junge Menschen, die sich für andere engagieren, sind ihre größte Freude.

Gestern durfte ich ihr das goldene Kronenkreu­z, das höchste Ehrenzeich­en der Diakonie, überreiche­n. Ob ihr die kleine Anstecknad­el Freude macht, bleibt ungewiss. Denn Bescheiden­heit ist die größte Zier der Diakonisse­n. In ihrem Leitspruch heißt es: Sie dienen nicht für Lohn und Dank, sondern aus Dank und Liebe. Nötig haben sie die Bescheiden­heit nie gehabt, denn sie waren und sind starke, selbstbewu­sste und emanzipier­te Frauen, die unzählige soziale Innovation­en begründet und selbst aufgebaut haben, ohne die unsere Welt um vieles ärmer wäre.

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