Eine starke Frau
Schwester Helga ist eine der letzten ihrer Art. Dieser Tage feiert sie ihren Achtziger. Den protestantischen Diakonissen fehlt es, wie vielfach auch den katholischen Ordensschwestern, an Nachwuchs. Doch sie haderte nie damit. Sie liebte die jungen Pädagoginnen in fransigen Jeans oder Pfleger mit Dreadlocks, die Schritt für Schritt die Arbeit der Diakonissen in der Betreuung von Menschen mit Behinderung oder in der Pflege übernahmen. „ Wir tragen mit Stolz eine sichtbare Diakonissenhaube, die Jungen aber tragen sie unsichtbar.“
Schwester Helga ist Oberin der Diakonissen im Diakoniewerk Gallneukirchen in Oberösterreich. Unter dem Gelübde der Armut und Ehelosigkeit in einer Gemeinschaft zu leben und sein Leben der Nächstenliebe zu widmen, ist, scheint’s, nicht mehr en vogue. Schwester Helga hat das immer mit großem Gleichmut gesehen. Junge Menschen, die sich für andere engagieren, sind ihre größte Freude.
Gestern durfte ich ihr das goldene Kronenkreuz, das höchste Ehrenzeichen der Diakonie, überreichen. Ob ihr die kleine Anstecknadel Freude macht, bleibt ungewiss. Denn Bescheidenheit ist die größte Zier der Diakonissen. In ihrem Leitspruch heißt es: Sie dienen nicht für Lohn und Dank, sondern aus Dank und Liebe. Nötig haben sie die Bescheidenheit nie gehabt, denn sie waren und sind starke, selbstbewusste und emanzipierte Frauen, die unzählige soziale Innovationen begründet und selbst aufgebaut haben, ohne die unsere Welt um vieles ärmer wäre.