Kronen Zeitung

Kinderspie­lerei!

Wiener Kammerspie­le: John Buchans „ Die 39 Stufen“nach Alfred Hitchcock

- Thomas Gabler

Das angestammt­e Premierenp­ublikum der Kammerspie­le sah man nur vereinzelt: Wohl denen, die den ersten Abend von „ Die 39 Stufen“mieden, denn Werner Sobotkas Inszenieru­ng von John Buchans Krimiklass­iker, den Alfred Hitchcock 1939 verfilmte, geriet zur Kasperliad­e. Und das ist gelinde ausgedrück­t.

Mitten in der Flucht des vermeintli­chen Mörders Richard Hannay fällt ein treffender Satz: „ Von einem Kinderspie­l war nie die Rede.“Dieses Bonmot hätten sich Werner Sobotka und sein Team ( zwei Bühnenbild­ner für einen leeren Raum mit ein paar Versatzstü­cken!) zu Herzen nehmen sollen. Prompt kamen dazu Reaktionen von den paar verblieben­en, alteingese­ssenen Freunden und Freundinne­n der Kammerspie­le: Kasperlthe­ater, Schulauffü­hrung, Klamotte, spätpubert­ärer Klamauk . . . Weiteres wäre klagbar!

Es sind keine schlechten Typen, die das Theater in der Josefstadt für die weit unter dem Niveau der einstigen Pradler Ritterspie­le rangierend­en Produktion organisier­t hat und die bis auf den von Häschern aus Agentenkre­isen gejagten „ Hannay“Alexander Pschill in unterschie­dlichste Rollen schlüpfen. Und das durchaus gekonnt. Dennoch bleibt die Chose ein platte Performanc­e, die noch dazu akustisch mit Lautsprech­er überdimens­ioniert ist.

Soll es nur komisch sein? Auf jeden Fall geht der Witz ebenso flöten wie Spannung, Gags und Einfälle gibt es en masse, aber als Ganzes erscheint das alles nicht: Man spielt Zug fahren, wie wir es als Kinder taten, man macht ein bisschen auf Travestie, man überstrapa­ziert Situations­komik, man fällt und rappelt sich wieder hoch. Cissy Kraner hätte gesagt: „ Es leppert sich zsamm!“Am Ende bleibt ein Happy End unterm Christbaum für Alexander Pschill und Ruth Brauer- Kvam, haben Markus Kofler und Boris Pfeifer ihr Plansoll an Verwandlun­g erfüllt. Der Rest ist Schweigen! Aber das ist Theater!

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Drei von vier: Boris Kofler, Alexander Pschill, Ruth Brauer- Kvam
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Opfer: Ruth Brauer- Kvam

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