Kinderspielerei!
Wiener Kammerspiele: John Buchans „ Die 39 Stufen“nach Alfred Hitchcock
Das angestammte Premierenpublikum der Kammerspiele sah man nur vereinzelt: Wohl denen, die den ersten Abend von „ Die 39 Stufen“mieden, denn Werner Sobotkas Inszenierung von John Buchans Krimiklassiker, den Alfred Hitchcock 1939 verfilmte, geriet zur Kasperliade. Und das ist gelinde ausgedrückt.
Mitten in der Flucht des vermeintlichen Mörders Richard Hannay fällt ein treffender Satz: „ Von einem Kinderspiel war nie die Rede.“Dieses Bonmot hätten sich Werner Sobotka und sein Team ( zwei Bühnenbildner für einen leeren Raum mit ein paar Versatzstücken!) zu Herzen nehmen sollen. Prompt kamen dazu Reaktionen von den paar verbliebenen, alteingesessenen Freunden und Freundinnen der Kammerspiele: Kasperltheater, Schulaufführung, Klamotte, spätpubertärer Klamauk . . . Weiteres wäre klagbar!
Es sind keine schlechten Typen, die das Theater in der Josefstadt für die weit unter dem Niveau der einstigen Pradler Ritterspiele rangierenden Produktion organisiert hat und die bis auf den von Häschern aus Agentenkreisen gejagten „ Hannay“Alexander Pschill in unterschiedlichste Rollen schlüpfen. Und das durchaus gekonnt. Dennoch bleibt die Chose ein platte Performance, die noch dazu akustisch mit Lautsprecher überdimensioniert ist.
Soll es nur komisch sein? Auf jeden Fall geht der Witz ebenso flöten wie Spannung, Gags und Einfälle gibt es en masse, aber als Ganzes erscheint das alles nicht: Man spielt Zug fahren, wie wir es als Kinder taten, man macht ein bisschen auf Travestie, man überstrapaziert Situationskomik, man fällt und rappelt sich wieder hoch. Cissy Kraner hätte gesagt: „ Es leppert sich zsamm!“Am Ende bleibt ein Happy End unterm Christbaum für Alexander Pschill und Ruth Brauer- Kvam, haben Markus Kofler und Boris Pfeifer ihr Plansoll an Verwandlung erfüllt. Der Rest ist Schweigen! Aber das ist Theater!