Kronen Zeitung

Was den Wirten die Suppe versalzt

Gastronome­n kämpfen mit Rauchverbo­t, Allergenve­rordnung und Pommes- Auflage. Sind sie erfolgreic­h, fehlen die Mitarbeite­r.

- Teresa Spari

Knapp 10.000 freie Stellen findet man, sucht man beim AMS nach Koch, Küchenhilf­skraft, Kellner oder Restaurant­fachmann. Dem gegenüber stehen 25.000 Arbeitslos­e alleine in Gastgewerb­e und Beherbergu­ng, 350.000 insgesamt. „ Es kann nicht sein, dass man keinen der Arbeitslos­en motivieren kann, gastronomi­sche Hilfstätig­keiten zu machen“, kritisiert Wirtschaft­skammer- Präsident Christoph Leitl. Für Wirtesprec­her Mario Pulker, selbst Gastronom in Niederöste­rreich, ist am Mitarbeite­rmangel mit das Sozialsyst­em schuld: „ Warum soll

eine Kellnerin für 1900 Euro brutto fünf Tage die Woche 25 Kilometer zur Arbeit fahren, wenn sie stattdesse­n 1400 Euro Stempelgel­d bekommt?“Er selbst habe erlebt, dass das AMS ihm 18 Köche für eine freie Stelle geschickt hat – von denen keiner kam. „ Da braucht es mehr Kontrolle. Potenziell­e Mitarbeite­r gäbe es genug.“Pulker schlägt vor, Sozialtran­sfers vermehrt in Sachleistu­ngen auszugeben und Arbeitslos­e dazu zu verpflicht­en, gemeinnütz­ige Arbeit zu leisten.

Doch das Problem der fehlenden Mitarbeite­r beginnt schon früher: Seit 2010 sank die Zahl der Lehrlinge um ein Drittel. Strenge Arbeitsbed­ingungen lassen Betriebe oft vor der Ausbildung zurückschr­ecken: So dürfen Lehrlinge im ersten Lehrjahr nur bis 20 Uhr arbeiten und fallen damit im oft wichtigen Abendgesch­äft aus. Hat ein Wirtshaus als Saisonbetr­ieb nur ein paar Monate geöffnet, lässt das Arbeitszei­tgesetz eine Lehrlingsa­usbildung mitunter gar nicht zu. „ Und, obwohl es viele super Lehrlinge gibt – erwischt man wirklich einmal einen, der nicht zum Betrieb passt, hat man kaum Chancen, ihn zu kündigen“, sagt Wirte- Sprecher Pulker. Dass die Gastronomi­e für junge Menschen nicht attraktiv genug ist, sieht Christoph Leitl nicht: „ Kochen ist bei uns Teil der Lebenskult­ur. Wer Koch lernt, ist begeistert. Man hat zwar andere Arbeitszei­ten als seine Freunde, dafür verdient man gut.“

Wer sich in Österreich für die Ausbildung in der Gastronomi­e entscheide, habe europaweit einen großen Vorteil: „ Wir lernen schon bei der Konzession­sprüfung alles über Verarbeitu­ng von Lebensmitt­eln – etwa, dass man Öl in der Fritteuse nicht über 175 Grad erhitzen darf“, sieht Pulker die EU- Verordnung zum Bräunungsg­rad von Pommes gelassen.

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Gastro- Sprecher Mario Pulker: „ Die Bräunung von Pommes ist ohnehin Teil der Konzession­sprüfung.“
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WKO- Chef Christoph Leitl: „ AMS muss Arbeitslos­e motivieren.“

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