Freizeichen
Alsdann,
de Gschicht war a so“, berichtete Herr Z. dem Bezirksrichter. „ I war neilich in an Konzert, mit aner Freykartn. Bitte, das mit Ypsilon zu schreiben, damit kaner glauber, i habs umasunst kriagt. De Kartn hab i bei unsern Betriebsrat, beim Frey, kauft. Nur is ma halt beim Frey a richtiges Freywild, er pfeift se nix, wo ma sitzt. Er hat ma scho amal für a Sommerbühne Freylufttheaterkartn griebn, wo mi heut no des Rheumatische zwickt. Und dermal, zu dem Konzert, hat er mi mittn zwischn zwa Beschucher hingsetzt, de was se kennt habn und dauernd mitanander gredt habn.
I hab sie zur Ruhe ermahnt, habns gsagt, des, was sie zredn habn, kann a jeder hörn, sie habn kane Geheimnisse. Und dann, wia a Klavierspüler zum Spüln angfangt hat, is mit der Schimpferei anganga.
, Der traut se was! ´ , hat der links von mir gsagt. , Was der zsammklimpert! Wann i mitn Klangeld in Sack klimper, hurcht se des schöner an!
´ , Pschscht! ´ , hab i gsagt. , Der Mann is a Genie! I hab eahm scho mit an zweitn am Klavier spüln gsehn!
‘, Ja, vielleicht mit Schnapskartn! ´ , hat der Rechte gsagt. , Laut Programm spült er Haydn. er macht aber nur an Haydnlärm, sunst scho nix! Des Konzert is zum Davonrenna!
´ , Des Konzert is zum Einschlafn ´ , hat der Linke gsagt. , Jetzt kummt no a Frau dazua mit aner Harfn!
´ , Mit an Lamentiergadern! ´ , hat der Rechte gsagt. Na, i renn glei davon! ´ , I schlaf ein‘, hat der Linke gsagt und hat de Augn zuagmacht, wodurch endlich a Ruhe eingetreten wäre, wann net der andere no dauernd weidagmotschkert hätt. I war dann scho so pressant, dass i nach der Pause, wia der Linke gschlafn hat, den Rechtn beim Uhrwaschl gnumma hab und zu eahm gsagt hab: , Wann S jetzt net de Pappn haltn, können S was erlebn!‘
Leider hab i net bemerkt ghabt, dass de zwa während der Pause in Platz tauscht habn, wodurch i mit meiner Ermahnung in Falschn derwischt hab. I hab sofort a Watschn kriagt und schuld an dem Ganzn is der Frey. Was verkauft er ma a Kartn zwischn zwa Freind? Des is ja de reinste Freiheitsberaubung!“
Da der Betriebsrat zur Einvernahme keine Zeit hatte, „ keine Freyzeit“, wie der Richter bemerkte, wurde die Verhandlung vertagt.