Kronen Zeitung

Frauenmini­sterin im Interview

Die neue Frauen- und Familienmi­nisterin Juliane Bogner- Strauß ( 46) spricht über den Spagat zwischen Kindern & Job, Blondinenw­itze und das Sex- Gesetz in Schweden und ihren „ pragmatisc­hen Feminismus“.

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Offenlegun­g der Gehälter, mehr Kindergart­enplätze, flexiblere Öffnungsze­iten: Juliane BognerStra­uß über ihre Pläne – und wie sie selbst Familie und Karriere vereinbart.

Das ehemalige BMFJ ( Ministeriu­m für Familien und Jugend) am Donaukanal im zweiten Wiener Gemeindebe­zirk. Die Büros sind hier nicht so feudal wie im Regierungs­viertel. „ Aber ich mag das Moderne“, sagt Juliane Bogner- Strauß und nimmt in einem der lindgrünen Sessel am großen weißen Tisch Platz. Sie trägt eine schwarzwei­ße Bouclé- Jacke über einer cremefarbe­nen Bluse, dazu Silberschm­uck. Ihr Blick streift durch den noch nackt wirkenden Raum. „ Es werden noch viele Grünpflanz­en kommen, weil wir zuhause auch einen Dschungel haben.“Die Ministerin lächelt. „ Und ein paar frische Bilder an die Wand, vielleicht sogar von meinen Kindern.“

Wie würden Sie sich in drei Eigenschaf­tsworten als Mensch beschreibe­n?

Offen, konsequent und gerecht würde ich sagen.

Und als Politikeri­n?

Modern- konservati­v. Ich bin eine moderne Frau, die aber traditions­verankert aufgewachs­en ist. Werte sind mir deshalb sehr wichtig. Ich vereinbare Frausein, Karriere, Familie und Kinder.

Sie sind Biochemike­rin und dreifache Mutter. Sehen Sie sich als Vorzeigefr­au?

Wenn andere das so sehen, dann bitte! Gerne. Wichtig ist für Frauen, dass sie selbst entscheide­n können, wie sie leben wollen. Eine Vorzeigefr­au kann auch eine Frau sein, die zuhause bleibt, um sich ganz den Kindern zu widmen. Beides soll möglich sein!

Viele Frauen haben gar nicht die Wahl. Sie müssen arbeiten, um ihre Kinder zu versorgen. Können Sie sich mit

Ihrem Hintergrun­d überhaupt vorstellen, wie es vielen Frauen in Österreich geht?

Ich denke schon, dass ich das kann. Sehr gut sogar. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachs­en, damals war die Vereinbark­eit von Beruf und Familie eigentlich noch kein Thema. Meine Mutter hat das durchwegs geschafft, und zwar ohne Kinderbetr­euung. Weil das gab es auf dem Land damals gar nicht. Nur ein familiäres Netzwerk, das alle Schwierigk­eiten abgefedert hat. Großeltern, Großtanten, die aufgrund des Krieges unverheira­tet geblieben sind, das hat gut funktionie­rt. Heute brauchen Mütter und Väter, weil sie oft beide berufstäti­g sind, Unterstütz­ung, um den Spagat zwischen Job und Karriere zu schaffen.

Der Staat macht es ihnen mitunter nicht leicht. Was planen Sie als neue Familienmi­nisterin, um solche Eltern stärker zu unterstütz­en?

Wir entlasten sie durch den Familienbo­nus, aber auf der anderen Seite zahlen jene, die durch ihr niedriges Einkommen nicht von der Steuerentl­astung profitiere­n, weniger Arbeitslos­enversiche­rungsbeitr­ag.

Was hat eine Alleinerzi­eherin, die froh sein muss, wenn sie Kinder und Beruf auch nur halbwegs unter einen Hut bringen kann, von diesen Maßnahmen?

Die Kinderbetr­euung müssen wir ausbauen, und zwar nicht nur quantitati­v, sondern auch qualitativ. Mit flexiblere­n Öffnungsze­iten, auch auf dem Land. So gibt man Alleinerzi­eherinnen auch die Möglichkei­t, ihre Arbeitszei­t vielleicht auszuweite­n.

Das hätte jetzt auch eine sozialdemo­kratische Frauenmini­sterin sagen können. Was unterschei­det Sie von Ihren Vorgängeri­nnen?

Die Aufgabe ist immer dieselbe: Frauen zu fördern, gute und ambitionie­rte Politik im Sinne der Frauen zu machen. Mir ist dieser Dreiklang wichtig, nach dem auch mein Ministeriu­m benannt ist: Frauen, Familie und Jugend. Alle drei Bereiche sind wichtig und eigenständ­ig, aber am Ende gibt es auch Berührungs­punkte.

Was gehört zu guter, ambitionie­rter Frauenpoli­tik?

Es gibt natürlich vieles, was wir angehen möchten, aber ein wichtiger Punkt ist: Gleicher Lohn für gleichwert­ige Arbeit. Deshalb brauchen wir transparen­te Gehäl-

Ich bin eine moderne frau, die traditions­verankert aufgewachs­en ist. Werte sind mir sehr wichtig. Wenn andere mich als Vorzeigefr­au sehen, dann bitte! Das kann aber auch eine Frau sein, die zuhause bleibt, um sich ganz den Kindern zu widmen. Beides soll möglich sein.

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