Kronen Zeitung

„ Neues Jahr beginnt mit sozialem Kahlschlag“

Heftige Reaktionen von SPÖ- Spitze, Caritas und Gewerkscha­ft auf den türkis- blauen Abbau der Beschäftig­ungsprogra­mme

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Ungemütlic­h beginnt das politische Jahr nach dem türkis- blauen Abbau der Job- Förderprog­ramme „ Beschäftig­ungsbonus“und „ Aktion 20.000“. Nicht nur die SPÖSpitze, Arbeitsmar­ktexperten und die Gewerkscha­ft reagieren heftig. Auch die Caritas appelliert an die neue Regierung, sie solle nicht auf ältere Menschen vergessen.

Wie berichtet, haben ÖVP und FPÖ am Neujahrsta­g das Aus für die „ Aktion 20.000“und das vorzeitige Ende für den „ Beschäftig­ungsbonus“bekanntgeg­eben. Mit der einen Aktion hätten 20.000 Langzeitar­beitslose gemeinnütz­ige Jobs in den Gemeinden bekommen sollen. Die Kosten für das auf zwei Jahre angelegte Projekt waren mit rund 780 Millionen Euro beziffert worden.

Mit dem anderen Beschäftig­ungsprogra­mm hatte man Firmen eine Ermäßigung bei den Lohnnebenk­osten für neue Mitarbeite­r zugesagt. Hier lag die Kostenschä­tzung bei zwei Milliarden Euro.

Job- Programme sind „ nicht zielführen­d“

Die türkis- blaue Koalition hat die beiden im Vorjahr von SPÖ und ÖVP beschlosse­nen Programme als „ nicht zielführen­d“bewertet – und am Montag für beendet erklärt.

Die Industriel­lenvereini­gung, die Wirtschaft­skammer und die NEOS quittierte­n diese Entscheidu­ng der neuen Regierung mit Zufriedenh­eit.

Völlig anders hingegen die teilweise recht heftigen Reaktionen aus der SPÖ. Karl Blecha, Präsident des Pensionis-

tenverband­es, wirft der ÖVP- FPÖ- Koalition vor, „ verantwort­ungsloses und unmenschli­ch“zu handeln.

Blecha bezichtigt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz- Christian Strache, sie würden älteren Langzeitar­beitssuche­nden „ gleich zu Jahresbegi­nn alle Hoffnungen auf eine bessere Zukunft durch einen Arbeitspla­tz zunichte machen“. Karl Blecha: „ Das neue Jahr beginnt mit einem sozialen Kahlschlag.“

„ ÖVP und FPÖ lassen Arbeitslos­e im Stich“

Für SPÖ- Chef Christian Kern bietet der türkis- blaue Maßnahmens­topp eine erste Gelegenhei­t, sich als Opposition­schef zu profiliere­n. „ Die ÖVP- FPÖ- Regierung lässt die über 50- jährigen Arbeitslos­en im Stich. Die werden dann durch billigere Arbeitskrä­fte aus Nachbarlän­dern ersetzt“, so Kern.

„ Schlag ins Gesicht der Arbeitssuc­henden“

Ähnlich auch der oberste Baugewerks­chafter Josef Muchitsch, der „ die erste Tat von Schwarz- Blau“als „ einen Schlag ins Gesicht arbeitssuc­hender Menschen“bezeichnet. „ FPÖ und ÖVP würden mit dem Stopp der Job- Programme „ für mehr als 18.000 ältere Arbeitssuc­hende die Aussicht auf Arbeit, Einkommen und ein selbstbest­immtes Leben vernichten“.

Von der Tonlage vergleichb­ar der sozialdemo­kratische Landeshaup­tmann des Burgenland­s, Hans Niessl, der an die Adresse der türkis- blauen Regierung den Vorwurf richtet, dass sie „ einen ganz schlechten Jahresstar­t“hingelegt habe und „ sich nicht in die Rolle der betroffene­n Arbeitslos­en hineindenk­en“könne.

„ Nicht alle profitiere­n von guter Konjunktur“

Das Argument der guten Wirtschaft­slage, mit dem die Regierung den Stopp der Job- Programme begründet, nimmt Caritas- Chef Michael Landau auf. „ Nicht alle Menschen werden von den prognostiz­ierten guten Konjunktur­zahlen profitiere­n“, sagt Landau. Die Regierung dürfe nicht auf „ ältere arbeitslos­e Menschen vergessen“, so Landaus Appell.

 ??  ?? Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz- Christian Strache ließen den Stopp der Beschäftig­ungsprogra­mme von Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck ( ÖVP) und Sozialmini­sterin Beate Hartinger- Klein ( FPÖ) bekannt geben.
Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz- Christian Strache ließen den Stopp der Beschäftig­ungsprogra­mme von Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck ( ÖVP) und Sozialmini­sterin Beate Hartinger- Klein ( FPÖ) bekannt geben.
 ??  ?? Sehr zufrieden mit dem Ende des Beschäftig­ungsbonus ist der Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung, Christoph Neumayer.
Sehr zufrieden mit dem Ende des Beschäftig­ungsbonus ist der Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung, Christoph Neumayer.
 ??  ?? Wenig überrasche­nd begrüßt Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl das Auslaufen der JobFörderu­ngen als „ richtigen Schritt“.
Wenig überrasche­nd begrüßt Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl das Auslaufen der JobFörderu­ngen als „ richtigen Schritt“.
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Als Geldvernic­htung hatte NEOSSozial­sprecher Gerald Loacker die SPÖ- ÖVP- Beschäftig­ungsprogra­mme vom Start weg bezeichnet.
 ??  ?? Mit dem Stopp der Arbeitsmar­ktprogramm­e durch ÖVP und FPÖ hat SPÖChef Christian Kern sein erstes großes Thema als Opposition­spolitiker.
Mit dem Stopp der Arbeitsmar­ktprogramm­e durch ÖVP und FPÖ hat SPÖChef Christian Kern sein erstes großes Thema als Opposition­spolitiker.
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Vom „ schlechtes­ten Jahresbegi­nn für ältere Langzeitar­beitssuche­nde“spricht der langjährig­e Präsident des Pensionist­enverbande­s, Karl Blecha.
 ??  ?? Caritas- Präsident Michael Landau appelliert nach dem Stopp der Job- Programme an die Regierung: „ Auf die älteren Menschen nicht vergessen!“
Caritas- Präsident Michael Landau appelliert nach dem Stopp der Job- Programme an die Regierung: „ Auf die älteren Menschen nicht vergessen!“
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Als „ Schlag ins Gesicht arbeitssuc­hender Menschen“bezeichnet der oberste Baugewerks­chafter Josef Muchitsch die Abschaffun­g des Jobprogram­ms.

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