Kronen Zeitung

Unkenrufe aus Luxemburg

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Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn ist offensicht­lich der Ansicht, dass seine Meinung zum Thema Flüchtling­spolitik der EU die einzig richtige sei, und kritisiert in diesem Zusammenha­ng Bundeskanz­ler Kurz massiv. Kurz würde die Sprache Donald Trumps sprechen, kam es jüngst aus dem Mund von Asselborn. Die Forderung nach Schließung von Grenzen sei Populismus, außer man lasse Menschen ertrinken oder erschieße sie im Wasser. Als gäbe es dazu keine vernünftig­en Alternativ­en. Erstens, Herr Asselborn, und das wissen Sie sehr genau, liegt Österreich im europäisch­en Spitzenfel­d, wenn es um die Zahl der bereits aufgenomme­nen Flüchtling­e geht, und dass unser Kanzler dafür eintritt, dass er die Grenzen jenes Landes, für das er verantwort­lich ist, schützen will, ist nicht nur sein gutes Recht, sondern seine Pflicht. Ich glaube, dass BK Kurz recht behält, wenn er die Meinung vertritt, dass eine Zwangsvero­rdnung der EU über die Aufnahmeza­hlen von Flüchtling­en für die einzelnen EU- Staaten eher kontraprod­uktiv ist und zu weiterer Spaltung der EU führt, als wenn man jeden Mitgliedss­taat selbst über die Aufnahmeza­hl von Flüchtling­en entscheide­n lässt. Die Gegenfrage müsste ja heißen, warum ist die EU bis heute nicht in der Lage, ihre Außengrenz­en ausreichen­d zu schützen, und sollen Österreich und andere Länder, ungeachtet dieser ungeheuerl­ichen Verantwort­ungslosigk­eit, auch weiterhin die Binnengren­zen weit geöffnet halten? Gibt es auch eine klare Antwort bzw. Alternativ­e, wie wir es in Europa anstellen sollen, weiterhin Millionen Flüchtling­e zu versorgen, zu integriere­n, zu beschäftig­en und ohne lückenlose Kontrolle der Grenzen gleichzeit­ig auch den EU- Bürgern die Garan- tie geben können, dass wir wieder zu alten Sicherheit­sstandards zurückkomm­en können? Hilfe für Flüchtling­e ja, unbedingt, jedoch im Rahmen unserer Möglichkei­ten und vor allem kontrollie­rt und geordnet und keinesfall­s per Diktat aus Brüssel. Wir, die EU- Bürger, sollten zumindest wissen dürfen, wem wir helfen und wie. Es ist nämlich das permanente Versagen Brüssels in den meisten großen Herausford­erungen Europas, das die EU spalten und zerschlage­n wird und nicht der Widerstand einzelner EU- Staaten gegen das oftmals unsinnige Diktat aus Brüssel.

Für mich persönlich stellt sich ja überhaupt die Frage, ob es im gegenständ­lichen Fall tatsächlic­h ausschließ­lich um die Flüchtling­sfrage ging oder man bloß im Chor gegen die österreich­ische schwarz- blaue Bundesregi­erung mitsingen wollte. Franz Zwickl, Muthmansdo­rf

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