Kronen Zeitung

So viel Hass

- franziska. trost@ kronenzeit­ung. at

Die Geburt eines Babys ist ein Moment der Freude, ein neues Wunder, das das Licht der Welt erblickt. Doch das Wiener Neujahrsba­by wurde nicht nur mit herzlichen Grüßen willkommen geheißen. Weil das Mädchen Asel heißt und nicht Anna oder Stefanie, weil die Mutter auf den Pressefoto­s ein Kopftuch trägt, verdunkelt­e eine Flut unfassbare­r Hasspostin­gs den glückliche­n Moment.

Von „ Inzucht“war da zu lesen. Dass die Mutter doch lieber „ zuhause hätte werfen“sollen. Und noch viel widerliche­re Dinge, die man gar nicht wiedergebe­n kann und will. So brutal, so herzlos, so menschenve­rachtend.

Was passiert in unserer Gesellscha­ft, wenn schon ein Neugeboren­es in den ersten Stunden seines Lebens auf eine kalte Wand des Hasses prallen muss? Ein unschuldig­es kleines Wesen, das nichts anderes verdient hat als Liebe und Geborgenhe­it. Ist es wirklich schon so normal, in den sozialen Netzwerken zu schimpfen, zu wüten und zu beleidigen, dass nicht einmal mehr ein Baby davor sicher ist? Wie gehen solche Menschen im echten Leben mit anderen um?

In Deutschlan­d wird seit dem 1. Jänner nun stärker durchgegri­ffen bei Verhetzung­en und kriminelle­n Hasspostin­gs in sozialen Netzwerken. Kritiker des Gesetzes sehen darin zwar eine Gefährdung der Meinungsfr­eiheit – aber Beispiele wie dieses zeigen, dass es anscheinen­d doch nötig ist.

Der kleinen Asel wünsche ich, dass sie in einer Welt aufwachsen darf, in der die Toleranz stärker ist als der Hass.

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