Kronen Zeitung

Retter, die vom Himmel kommen

- PATRICK HUBER

Wenn die Triebwerke des Christopho­rus 9 aufheulen, zählt jede Minute: Denn dann benötigt ein Mensch dringend Hilfe. Die „ Krone“durfte die gelben Engel begleiten. Um 6.30 Uhr treffen Captain Gerold Hofbauer, Flugretter Harry Glück und Notärztin Dr. Julia Möller am Stützpunkt auf dem Dach des ÖAMTC- Mobilitäts­zentrums in Wien Erdberg ein. Sofort beginnt die Crew damit, ihren Helikopter zu überprüfen. Der Pilot inspiziert das Fluggerät gründlich: „ Ich bin für die Sicherheit aller an Bord verantwort­lich. Da gibt’s für mich keine Kompromiss­e.“Parallel dazu gehen Harry Glück und Julia Möller ihre eigenen Checkliste­n durch: Sind alle Ampullen an ihrem Platz, sind die EKG- Akkus voll aufgeladen?

Anschließe­nd ist Zeit fürs Frühstück. „ Normalerwe­ise kommt jetzt der erste Einsatz. Murphys Gesetz eben“, schmunzelt der Flugretter. Doch heute hat die Crew Glück und kann fertig essen: „ Man glaubt es kaum.“

Dann, um 12.10 Uhr: Alarm! Die Leitstelle meldet eine bewusstlos­e Person im 21. Bezirk. Ein Rettungswa­gen befindet sich schon auf der Anfahrt. Zügig aber ohne Hektik („ Gelaufen wird nur in Action- Serien!“) begibt sich die Besatzung zum Helikopter. Cpt. Hofbauer startet die Triebwerke, der Flugretter überwacht den Vorgang von außen. Dann steigt auch er ein. Nach insgesamt drei Minuten ist die EC 135 in der Luft. Kurz vor der Landung der Funkspruch: „ Christopho­rus 9 von Leitstelle, Ihr Einsatz ist storniert.“Die Sanitäter am Boden haben festgestel­lt, dass der Patient keinen Arzt braucht. Doch noch während des Rückfluges zum Stützpunkt der nächste Notfall:

„ Christopho­rus 9, fliegen Sie Richtung 16. Bezirk, weitere Daten via Pager.“Harry Glück quittiert den Auftrag, und Gerold Hofbauer ändert den Kurs. An der angegebene­n Adresse gibt es keinen Landeplatz für den Heli. Kurzerhand landet der erfahrene Flieger auf dem Exerzierpl­atz einer nahe gelegenen Kaserne. Staunende Gesichter bei den Soldaten. Glückliche­rweise reicht auch diesem Patienten der Krankenwag­en für den Transport. Nach wenigen Minuten ist Christopho­rus 9 wieder ge- startet und fliegt zum Stützpunkt. Mittagesse­n. Kurz vor 14 Uhr wird das Team zu einer Reanimatio­n gerufen. Und wieder gibt es keine Möglichkei­t, vor Ort zu landen. Präzise setzt Gerold Hofbauer seine fliegende Notaufnahm­e auf einer nahe gelegenen Grünfläche neben der Fahrbahn auf. Seitenwind schüttelt den Helikopter durch, doch für den Profi am Steuerknüp­pel sind solche Situatione­n Routine. Ein Polizeiwag­en bringt Ärztin und Sanitäter zu dem 73- Jährigen. Gemeinsam kämpften die Retter um das Leben des Mannes – leider vergebens. Es war der letzte Flug an diesem Tag. Der Pilot: „ Das war heute eher ruhig, manchmal starten wir zehnmal pro Schicht.“

Wie wichtig die Hilfe der gelben Engel ist, erfuhr auch der „ Krone“- Reporter unfreiwill­ig am eigenen Leib: Nach einem allergisch­en Schock vor einigen Jahren wurde er von der Crew von Christopho­rus 9 versorgt und ins AKH geflogen. Auch damals saß übrigens Gerold Hofbauer im Cockpit.

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Landunpen inmitten des Wiener Hfusermeer­s sind für die Einsatzpil­oten stets besonders anspruchsv­oll.
 ??  ?? Kompakt: Die fliepende Intensivst­ation ist mit umfanpreic­hem medizinisc­hen Equipment auspestatt­et.
Kompakt: Die fliepende Intensivst­ation ist mit umfanpreic­hem medizinisc­hen Equipment auspestatt­et.
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Teamwork! Vom Landeplatz werden Notfrztin und Sanitfter mit dem Streifenwa­pen zum Patienten pebracht.
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Der neue Christopho­rus- 9- Stützpunkt in Wien Erdberg hoch über den Dächern der Stadt wurde im April 2017 eröffnet. Er bietet eine optimale Infrastruk­tur sowie Abstellmög­lichkeiten für zwei Helikopter. Der Crew stehen modernst ausgestatt­ete Ruhe- und...

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