Retter, die vom Himmel kommen
Wenn die Triebwerke des Christophorus 9 aufheulen, zählt jede Minute: Denn dann benötigt ein Mensch dringend Hilfe. Die „ Krone“durfte die gelben Engel begleiten. Um 6.30 Uhr treffen Captain Gerold Hofbauer, Flugretter Harry Glück und Notärztin Dr. Julia Möller am Stützpunkt auf dem Dach des ÖAMTC- Mobilitätszentrums in Wien Erdberg ein. Sofort beginnt die Crew damit, ihren Helikopter zu überprüfen. Der Pilot inspiziert das Fluggerät gründlich: „ Ich bin für die Sicherheit aller an Bord verantwortlich. Da gibt’s für mich keine Kompromisse.“Parallel dazu gehen Harry Glück und Julia Möller ihre eigenen Checklisten durch: Sind alle Ampullen an ihrem Platz, sind die EKG- Akkus voll aufgeladen?
Anschließend ist Zeit fürs Frühstück. „ Normalerweise kommt jetzt der erste Einsatz. Murphys Gesetz eben“, schmunzelt der Flugretter. Doch heute hat die Crew Glück und kann fertig essen: „ Man glaubt es kaum.“
Dann, um 12.10 Uhr: Alarm! Die Leitstelle meldet eine bewusstlose Person im 21. Bezirk. Ein Rettungswagen befindet sich schon auf der Anfahrt. Zügig aber ohne Hektik („ Gelaufen wird nur in Action- Serien!“) begibt sich die Besatzung zum Helikopter. Cpt. Hofbauer startet die Triebwerke, der Flugretter überwacht den Vorgang von außen. Dann steigt auch er ein. Nach insgesamt drei Minuten ist die EC 135 in der Luft. Kurz vor der Landung der Funkspruch: „ Christophorus 9 von Leitstelle, Ihr Einsatz ist storniert.“Die Sanitäter am Boden haben festgestellt, dass der Patient keinen Arzt braucht. Doch noch während des Rückfluges zum Stützpunkt der nächste Notfall:
„ Christophorus 9, fliegen Sie Richtung 16. Bezirk, weitere Daten via Pager.“Harry Glück quittiert den Auftrag, und Gerold Hofbauer ändert den Kurs. An der angegebenen Adresse gibt es keinen Landeplatz für den Heli. Kurzerhand landet der erfahrene Flieger auf dem Exerzierplatz einer nahe gelegenen Kaserne. Staunende Gesichter bei den Soldaten. Glücklicherweise reicht auch diesem Patienten der Krankenwagen für den Transport. Nach wenigen Minuten ist Christophorus 9 wieder ge- startet und fliegt zum Stützpunkt. Mittagessen. Kurz vor 14 Uhr wird das Team zu einer Reanimation gerufen. Und wieder gibt es keine Möglichkeit, vor Ort zu landen. Präzise setzt Gerold Hofbauer seine fliegende Notaufnahme auf einer nahe gelegenen Grünfläche neben der Fahrbahn auf. Seitenwind schüttelt den Helikopter durch, doch für den Profi am Steuerknüppel sind solche Situationen Routine. Ein Polizeiwagen bringt Ärztin und Sanitäter zu dem 73- Jährigen. Gemeinsam kämpften die Retter um das Leben des Mannes – leider vergebens. Es war der letzte Flug an diesem Tag. Der Pilot: „ Das war heute eher ruhig, manchmal starten wir zehnmal pro Schicht.“
Wie wichtig die Hilfe der gelben Engel ist, erfuhr auch der „ Krone“- Reporter unfreiwillig am eigenen Leib: Nach einem allergischen Schock vor einigen Jahren wurde er von der Crew von Christophorus 9 versorgt und ins AKH geflogen. Auch damals saß übrigens Gerold Hofbauer im Cockpit.