Sind Soldaten bessere Verteidigungsminister?
Der neue Verteidigungsminister Mario Kunasek ( 41) spricht über Luftraumüberwachung und Grenzschutz, Trachtenlook und Marschmusik und und seine bevorstehende Hochzeit.
Seit Langem übernimmt wieder ein Soldat das Verteidigungsministerium. Im letzten von 12 Minister- Interviews spricht Stabswachtmeister Mario Kunasek über „ sein“Jahr: Hausbau, Hochzeit, Regierungsamt.
Abendstimmung im Grazer Renaissance- Juwel, dem Landhaus. Hier, im dritten Stock, hatte Mario Kunasek bis vor Kurzem sein Büro. „ Mein Nachfolger Stefan Hermann borgt es mir für unser Interview“, lacht der steirische FPÖChef und macht es sich auf der Couch unter einem riesigen Gemälde des Künstlers Wilhelm Thöny bequem. Es zeigt steirische Soldaten im Ersten Weltkrieg, sie überqueren einen reißenden Fluss. „ Ich wollte etwas Soldatisches um mich haben“, erklärt Kunsasek, der selbst Stabsunteroffizier ist, „ nicht wissend, dass ich einmal sogar das Verteidigungsressort übernehmen darf“.
Sie sind seit Langem der erste Soldat in dieser Funktion. Sind Soldaten bessere Verteidigungsminister?
Das muss nicht sein, aber ich glaube sehr wohl, dass man einen anderen Blickwinkel hat und deshalb auch andere Sichtweisen entwickeln kann, wenn man das System kennt, als wenn man mit dem Bundesheer überhaupt nichts zu tun hatte.
Haben Sie sich oft gedacht, dass Sie gern Verteidigungsminister wären?
In den letzten beiden Jahren weniger. Aber in meiner Zeit als Abgeordneter und Wehrsprecher meiner Partei – das waren immerhin sieben Jahre – habe ich mir oft gedacht: Das könntest du besser machen!
Bei welchem Minister besonders?
Norbert Darabos. Es gab keinen Verteidigungsminis- ter, der so viele Misstrauensanträge über sich ergehen lassen musste wie er. Auch sein restriktiver Sparkurs, den Gerald Klug weitergegangen ist, hat in mir das Gefühl geweckt, dass ihm das Bundesheer nicht sehr am Herzen liegt.
Also ist das jetzt der Traumjob?
Ich kann mir jedenfalls im Moment nichts Besseres vorstellen. Im Moment ist es der Traumjob.
Ihr Vorgänger Hans Peter Doskozil wird in die Geschichte eingehen als jener Minister, der die Eurofighter loswerden wollte. Wie geht es da weiter?
Das hat sicherlich höchste Priorität, trotzdem werde ich mich in dieser Frage nicht treiben lassen. Jetzt, wo ich Verantwortung trage, will ich mir mein eigenes Bild der Lage verschaffen, mit allem, was mein Vorgänger auf den Tisch gelegt hat als Grundlage. Dann erst werden wir entscheiden können, wie es mit der Luftraumüberwachung weitergeht.
Wird es noch mehr Geld fürs Bundesheer geben?
Die Bundesregierung hat sich klar dazu bekannt, im Bereich der Bildung und der Sicherheit nicht zu sparen. Es soll insgesamt kostengünstige, aber nachhaltige Lösungen geben. Deshalb brauchen wir auch eine ordentliche budgetäre Planbarkeit, um den Kurs der Investition, der Attraktivie- rung des Grundwehrdienstes, des Soldatenberufs insgesamt, aber auch der Miliz weiter voranzutreiben.
Ist Grenzschutz gegen illegale Flüchtlinge noch immer ein Thema?
Ist es. Ich war gleich nach meiner Angelobung in Arnfels an der slowenischen Grenze, wo ich die Assistenztruppen besucht habe. Dort gibt es noch immer Aufgriffe. Kein Vergleich zu 2015, aber es ist notwendig, diesen Einsatz aufrechtzuerhalten. Darauf kann sich Österreich verlassen, das sind wir der Bevölkerung schuldig. Ich war ja in Spielfeld dabei, das darf sich nicht wiederholen.
Was genau?
Der Ansturm der Flüchtlinge wurde irgendwann einfach zu groß, da können die Beamten nichts dafür. Der Druck war nicht mehr aufzuhalten. Die Grenze wurde aufgemacht, und einige tausend sind dann unkontrolliert Richtung Norden gezogen. Das grenzt an Selbstaufgabe der Republik. Das darf nicht mehr passieren, da wird das Bundesheer seinen Beitrag leisten.
In meiner Zeit als Abgeordneter und Wehrsprecher habe ich mir oft gedacht: Das könntest du besser machen! Der Grenzschutz bleibt. Darauf kann sich Österreich verlassen, das sind wir der Bevölkerung schuldig.
Auf Ihrer Facebookseite kommt sehr oft das Wort „ Werte“vor. Welche Werte stehen bei Ihnen an oberster Stelle?
Heimat. Für mich sind aber auch alle steirischen Traditionen wichtig. Die Volkskultur, sowohl musikalisch als auch kulinarisch.
Gehen Sie oft in Tracht?
Zum Volksfest gehe ich gerne in der Lederhose.
Mögen Sie auch Volksmusik?
Ja, ich ertappe mich immer öfter dabei, Radio Steiermark zu hören. Das hat nicht nur etwas mit meinem Alter, sondern auch mit Heimat zu tun. Es gibt auch wunderschöne Märsche. Mein liebster ist der TrenkPanduren- Marsch, ein sehr dynamischer Marsch.
Wie kommt es, dass Trachtenboom und Liebe zu Volksmusik oft mit der rechten und konservativen Szene in Verbindung gebracht werden?
Ich weiß gar nicht, ob das wirklich so ist. Ich glaube, dahinter steckt der Wunsch nach Identität, der Wunsch, den Wert der Heimat hochzuhalten.
Sie haben mit diesem Wert auch Wahlkampf gemacht, mit Slogans wie „ Fremd im eigenen Land“. Wer fühlt sich in der Steiermark fremd im eigenen Land?
Oh, da gibt es schon Gegenden, in Graz, aber auch in der Obersteiermark, wo die Menschen mit einer massiven Überfremdung leben müssen. Da haben die Leute das Gefühl, bald die letzten Österreicher zu sein.
Sie sollen sich 2015 mit Neonazis getroffen haben. Ist das richtig?
Nein, und ich habe es auch schon des Öfteren richtiggestellt. Faktum war, dass im Zuge einer Bürgerversammlung in Spielfeld ein Foto gemacht wurde, auf dem Persönlichkeiten waren, zu denen man mir ein Naheverhältnis unterstellt. Es wurde sogar behauptet, ich sei mit einem dieser Männer beim Jagdkommando gewesen. Beides ist falsch.
Sie sind verlobt, ist schon eine Hochzeit geplant?
Ja, wir bauen gerade Haus und haben für Juni die Hochzeit geplant. Also das Jahr 2018 wird ein sehr sportliches. Hausbauen, Heiraten, Ministeramt. Da ist der Rückhalt der gesamten Familie wichtig.
Zu dieser Familie zählt auch eine Katze, und Katzen mögen keine Befehle. Ist das ein Problem für Stabswachtmeister Kunasek?
Die Katze ist ein BritischKurzhaar- Kater und heißt „ Moses“. Er hat zwar seinen eigenen Kopf, aber wenn es ums Fressen geht, ist er folgsam wie ein Hund.
Was soll man einmal über Verteidigungsminister Kunasek sagen?
Es wäre schön, wenn man sagt: Er hat alles versucht, Österreich sicherer zu machen. Er hat sein Amt gegenüber den Soldatinnen und Soldaten wertschätzend gelebt. Er war ein korrekter und aufrechter Mann.
Was man einmal über mich sagen soll? Er hat sein Amt wertschätzend gelebt. Er war ein korrekter und aufrechter Mann.