Erdoğan hat Angst
Es war knapp beim Verfassungsreferendum im April 2017: Türken- Sultan Erdoğan hatte mit 60 Prozent und mehr für sich gerechnet, doch trotz eines mehr als unfairen Wahlkampfes stimmten nur 51,5 Prozent für die Einführung des Präsidialsystems, das den Staatschef ab dem Jahr 2019 zum allmächtigen Herrscher in der Türkei machen wird. Eine Position, die Erdoğan natürlich für sich selbst beansprucht.
Seither wütet der Sultan. Schon vorher enttäuscht von Europa, das nach dem gescheiterten Putsch tatsächlich nicht die richtigen Worte gefunden hat. Er hat Angst, die Präsidentschaftswahl im Jahr 2019 nicht zu gewinnen. Auch wenn es derzeit keinen Gegenkandidaten gibt, weiß Erdoğan, dass das Land in der Mitte gespalten ist: 50 Prozent pro, 50 Prozent kontra Erdoğan – ein paar Punkte rauf oder runter auf der einen oder anderen Seite. Damit hat er nicht gerechnet, nach allem, was er tatsächlich für die Türkei geleistet hat.
Mit dieser Angst und viel osmanischem Stolz lassen sich die meisten Aktionen Erdoğans in der jüngeren Vergangenheit erklären. Die Frage ist, ob man dafür deshalb auch Verständnis haben muss? Die Meinungen auf dem europäischen Parkett gehen auseinander.
Natürlich ist es das Wichtigste, miteinander zu reden, selbst wenn man weiß, dass man auf keinen gemeinsamen Nenner kommt. Dennoch muss es erlaubt sein zu sagen, dass die Türkei niemals Platz haben wird in der EU. So wichtig sie als Partner ist . . .