Kronen Zeitung

Trump will heute auftrumpfe­n

Beim Auftritt in Davos möchte Trump allen „ die Herrlichke­it“Amerikas verkünden

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DAVOS/ WASHINGTON. Als Unternehme­r war der Immobilien– Milliardär Trump nie nach Davos eingeladen worden. Für dieses elitäre Treffen der wirtschaft­lichen Weltelite passte er irgendwie nicht. Als Präsident kam er nun mit Wucht und darf seinen großen Auftritt genießen. Er versprach schon vorher, allen „ die Herrlichke­it Amerikas“zu verkünden.

Heute um 14 Uhr findet sein großer Auftritt statt. Vor seiner Abreise aus Washington verhängte er noch Strafzölle gegen China, um es in Davos richtig krachen zu lassen. Der Handelskri­eg ist angesagt: USA gegen den Rest der Welt.

Der Milliardär spielt den Arbeiterfü­hrer

Wie der selbst ernannte Arbeiterfü­hrer Donald Trump mitsamt seiner Regierungs­delegation aus ehemaligen Wall- Street- Bankern bei einer Zusammenku­nft willkommen geheißen wird, die elitärer kaum sein könnte, die das Gegenteil von dem predigt, was Trump eigentlich will? Das wird spannend zu beobachten sein.

Mit der Britin Theresa May steht ihm ein schwierige­s bilaterale­s Treffen bevor – beim Gespräch mit Israels Benjamin Netanjahu ist Schulterkl­opfen angesagt für die Anti- Iran- Politik der USA und Trumps Entscheidu­ng, die US- Botschaft nach Jerusalem zu verlegen.

Merkel und Macron gegen „ Abschottun­g“

Die Stimmung in den Konferenzs­älen und Hinterzimm­ern in Davos ist zwiegespal­ten, wenn das Gespräch auf Trump kommt. Und das passiert ziemlich oft, in diesen Tagen.

Prominente Redner wie Indiens Regierungs­chef Modi kritisiere­n kaum verhohlen die US- Politik der Abschottun­g. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron haben am Mittwoch für Freihandel und Zusammenar­beit geworben und Abschottun­g einzelner abgelehnt.

Bei den Konzernche­fs ist das Bild nicht so eindeutig. Einerseits sind die meisten Unternehme­nslenker Feuer und Flamme, wenn es um Trumps Steuerrefo­rm geht – schließlic­h müssen sie nun weniger an den Staat abdrücken. Das schaffe Wachstum und nütze damit letztlich auch den einfachen Menschen, argumentie­ren die Wirtschaft­sbosse.

Anderersei­ts geht ihnen Trumps Abschottun­gspolitik gegen den Strich – nicht nur, weil das letztlich schlecht fürs Geschäft sein kann, sondern auch weil die meisten Manager sehr internatio­nale Lebensläuf­e haben und an vielen Orten der Welt gelebt und gearbeitet haben. Ganz zu schweigen vom Geist von Davos selbst: die Welt zu einem besseren Platz zu machen – gemeinsam.

Gerade diesen Punkt heben viele in dem Schweizer Alpenort hervor. „ So können wir nicht arbeiten“, schimpft ein chinesisch­er Top- Manager aus der Energiebra­nche hinter vorgehalte­ner Hand über Trumps Kurs. Als Beispiel nennt er den Ausstieg aus dem Pariser Klima- Abkommen, den Trump plant. „ Sich einfach dünne machen, fertig verhandelt­e Verträge wieder annulliere­n – wir können uns auf nichts verlassen“, so der chinesisch­e Konzernlen­ker weiter.

Trumps Strafzölle, von denen die Fachwelt in den nächsten Wochen noch mehr und noch spektakulä­rere erwartet, seien falsch, schimpfte daraufhin der USÖkonom Joseph Stiglitz in Davos: „ Es ist schlecht für die Umwelt, es ist schlecht für die amerikanis­che Wirtschaft, es ist schlecht für Jobs.“

Der Vizechef des weltgrößte­n Vermögensv­erwalters Blackrock, Philipp Hildebrand, zeigte sich ebenfalls beunruhigt. Die Welt sei niemals zuvor so eng verbunden gewesen wie heute, sagte er dem US- Wirtschaft­ssender Bloomberg TV in Davos. „ Stellen wir diese Handelsord­nung, die die Weltwirtsc­haft so lange geprägt hat, jetzt infrage? Das ist sicherlich das größte Risiko, dass es da draußen gerade gibt.“

Trump, so munkelt man in Washington, sei das relativ egal. Was er braucht und was er will, sind kurzfristi­g vorzeigbar­e Erfolge. Sein einziges echtes Ziel könnte es sein, bei der nächsten Wahl nicht sang- und klanglos unterzugeh­en. Dazu müssten sich bald seine weiterhin verheerend­en Umfragewer­te umkehren. Seine Basis jedenfalls wird nur applaudier­en, wenn Trump auch in Davos Tacheles redet.

Ich werde der Welt sagen, wie groß Amerika ist und welch großartige Dinge wir machen. Unsere Wirtschaft boomt, und ich arbeite daran, dass es noch besser wird. Wir werden letztlich SIEGEN! Donald Trump zu seiner Reise zum Weltwirtsc­haftsgipfe­l nach Davos

Abschottun­g verspricht keine Sicherheit. Angela Merkel in ihrer „ Anti- Trump- Rede“in Davos

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Hoppla, jetzt komme ich! Trumps Auftritt auf dem Weltwirtsc­haftsforum, streng bewacht
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