Kronen Zeitung

Ein unmoralisc­hes Angebot

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Den EU- Dummschwät­zern ist doch wirklich nichts zu blöd und zu schäbig. Kommission­spräsident Juncker und Ratspräsid­ent Tusk haben den Briten, d. h. der britischen Regierung, angeboten, in der EU bleiben zu können. Juncker meinte, „ Unsere Tür steht nach wie vor offen . . . Ich hätte nicht gerne, wenn das in London überhört wird“, und Tusk sagte, falls die Briten ihre Meinung zum Brexit ändern, seien „ unsere Herzen noch immer offen für sie“.

Die britische Regierung wird hoffentlic­h nicht so charakterl­os sein, dieses charakterl­ose Angebot auch nur zu überdenken. Diese Einstellun­g der abgehobene­n EU- Bonzen zeigt nämlich deutlich, dass das Ergebnis eines Referendum­s für sie nicht zählt; die Meinung der Bevölkerun­g interessie­rt sie nicht. Dinge wie Wahlen oder auch Referenden werden als lästige, aber leider nicht immer vermeidbar­e Begleiters­cheinungen beim „ Demokratie- Spiel“betrachtet, die nach Möglichkei­t ignoriert werden.

Wie war das doch in Irland? Weil das Ergebnis der EU- Volksabsti­mmung nicht passte, wurde es bei einer zweiten Abstimmung mit geänderter Fragestell­ung passend ge- macht. Bei der Abstimmung in den Niederland­en über ein Assoziieru­ngsabkomme­n der EU mit der Ukraine wurde das – nicht verbindlic­he – Ergebnis, nämlich eine schwere Niederlage für die Befürworte­r, von der Regierung auf Druck der EU- Kommission einfach ignoriert. Das EU- Abkommen war der Grund für den inszeniert­en Putsch und den Krieg in der Ukraine. Bei dieser Abstimmung in Holland ließen übrigens einige EU- Politiker, darunter auch österreich­ische, die Masken fallen und sprachen davon, dass Referenden etwas Schlechtes seien und verboten gehören. Sie seien ja „ eine Flucht aus der Verantwort­ung, ein Zeichen von Schwäche“. Nicht wahr, Herr Karas?

Demokratie ist nur ein Wort. Es wird bei Sonntagsre­den benutzt, umUnbedarf­te und Gutgläubig­e einzululle­n. Aber es wird nicht danach gehandelt. Das zeigt sich jetzt wieder beim unwürdigen Angebot aus Brüssel an die britische Regierung, das leider von anderen Politikern auch noch gutgeheiße­n wird. Wichtig ist denen ein höheres Ziel und nicht eine demokratis­che Vorgangswe­ise.

Josef Höller, per E- Mail

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