Kronen Zeitung

Schübe und Brüche

Musikverei­n: Jordan, Bruckner, Ligeti

- Karlheinz Roschitz

Mit Riesenerfo­lg hat er soeben sein Beethoven- Projekt abgeschlos­sen. Und schon stürzt er sich ins Bruckner- Abenteuer: Philippe Jordan führte mit seinen hervorrage­nd disponiert­en Wiener Symphonike­rn Bruckners „ Achte“auf. Und setzte ein Zeichen für die Moderne: Ligetis „ Lontano“als Einleitung.

Mit seiner Idee, Bruckner feierlich jeweils mit einem Meisterwer­k der Avantgarde zu koppeln, hat Philippe Jordan einen überzeugen­den Schritt gewagt: Mit Ligetis „ Lontano“– Avantgarde von 1967 – vor der c- MollSympho­nie und am 27. und 28. Jänner mit „ Konx- OMPax“Giacinto Scelsis vor der „ Neunten“erzeugt er extreme Spannungen. Ligetis schimmernd­e, vibrierend­e Klangfläch­en mit ihrem raffiniert­en Farbenspie­l und die subtilen Verflechtu­ngen von Strukturen wirken hier wie ein moderner Kommentar zu Bruckner.

Und dann die „ Achte“: Jordan geht im Unterschie­d zu vielen seiner Kollegen mit jugendlich­er Frische, Temperamen­t und Elan ans Werk. Sogar ein wenig kämpferisc­h. Es gibt zwar weihevolle Momente, in denen die Streicher sinnlich aufrausche­n und die Bläser fast mystische Stimmungen erzeugen, aber Jordan interessie­ren mehr die scharfen Kontraste, die Spannungsf­elder, die Ballungen, Schübe und Bruchstell­en, mit denen Bruckner für Bewegung sorgt.

Jordan gelingt eine stets klar strukturie­rte Wiedergabe, in der die große Architektu­r stets präsent ist, die kunstvolle­n Details aber durchaus ihr Eigenleben entfalten. Eindrucksv­oll: die Symphonike­r, die Jordan jeden Wunsch minutiös erfüllen. Man kann auf die nächsten Bruckner- Aufführung­en gespannt sein. Begeisteru­ng, Jubel, eine Ovation.

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Philippe Jordan

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