Der letzte Landesfürst geht
Wachablöse in der Wiener SPÖ Michael Häupl gibt nach 25 Jahren Vorsitz ab
Fast 25 Jahre stand Michael Häupl an der Spitze der Wiener SPÖ. So lange wie kein anderer vor ihm. Eine Ära geht damit heute zu Ende: Für seinen Nachfolger liegt die Latte hoch. Häupl prägte in dieser Zeit nicht nur als Bürgermeister maßgeblich die Stadt, sondern hatte auch großen Einfluss auf die Bundes- SPÖ – wie etwa bei Koalitions- Verhandlungen oder aber bei der Personalauswahl.
Mit 83,1 Prozent wurde Michael Häupl am 24. April 1993 beim Landesparteitag der SPÖ Wien gewählt. Schon damals warf die nächste Gemeinderatswahl ihren Schatten voraus. Der frischgebackene Vorsitzende meinte, dass nur eine absolute Mehrheit der SPÖ „ der Stadt ein Chaos ersparen würde“. Die Wähler sahen es im Jahr 1996 zwar ein wenig anders, doch Häupl konnte Schritt für Schritt aus dem Schatten seiner Vorgänger heraustreten.
Geschickt positionierte er später Wien als Gegenpart zur schwarz- blauen Bundesregierung unter Wolfgang Schüssel. Der Lohn war 2001 und 2006 die absoluten Mandatsmehrheit. Parallel dazu stieg das Gewicht von Häupl auf Bundesebene stark an. Ein roter Partei- chef oder Bundeskanzler war ohne seinen Sanctus nicht mehr möglich.
Zugleich schmiedete Häupl geschickt Allianzen mit Landeshauptmann- Kollegen aus anderen Bundesländern. Vor allem mit dem früheren ÖVP- Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll, verbindet ihn bis heute eine enge Freundschaft, die so manche Bundesregierung das Fürchten lehrte.
Als Bürgermeister bewies Häupl, dass er sich auf vielen Ebenen trittsicher bewegen konnte: Ob im Gespräch mit ausländischen Staatsgästen, im Smalltalk mit Künstlern oder beim Plaudern mit „ einfachen“Menschen auf der Straße – stets lief der Schmäh.
Doch ganz ohne Häupl wird die Wiener SPÖ nicht auskommen müssen. Als künftiger Ehrenvorsitzender ist er weiter Teil der „ größten Stadtpartei Europas“.