Harte Wege zum Umsatzhöhepunkt
Seit „ 50 Shadesof Grey“spricht man überSex. Die Nachfrage nach Spielzeugen steigt – neue Anbieterbuhlen um die Kunden, während alte Hasen wie Beate Uhse mit dem Schmuddelimage kämpfen.
Wenn es sich gut anfühlt – kann es dann falsch sein?“, fragt eine junge Frau, während sie im Bett Kekse isst. 2015 flimmerte dieser Spot im Hauptabendprogramm über die Bildschirme und bewarb: Sexspielzeuge. Genauer gesagt das deutsche Startup Amorelie, das Händler und Hersteller von Erotikartikeln ist.
Sie wolle die Produkte „ aus dem Schmuddeleck“holen und „ zum Lifestyle“machen, also in den Alltag integrieren, erklärt Gründerin Lea- Sophie Cramer ihre Firmenidee. Mit der sie Erfolg zu haben scheint: Der Umsatz 2016 betrug 21 Mio. €, die Mediengruppe Pro7Sat1 kaufte 75% der Anteile. Seit dem Vorjahr sind AmorelieSpielzeuge bei dm erhältlich.
Seit dem Roman „ 50 Shades of Grey“– den Millionen Frauen öffentlich in Zug und U- Bahn lasen – ist Sex kein Tabuthema mehr. In Wien eröffnete gerade „ Liebenswert“, der erste österreichische Sexshop für Frauen, in dem es auch OrgasmusWorkshops, Kochsalons und Damenkränzchen gibt. Wem das zu öffentlich ist, kann sich – wie bei der Tupperware – eine Dildoberaterin zur Verkaufsparty mit Freundinnen nach Hause bestellen. Die Vorreiterin der Branche Beate Uhse – der gleichnamige Sexshop war 1962 der erste der Welt – versäumte diese Öffnung und schlitterte Ende 2017 in die Insolvenz. Das deutsche Unternehmen geriet in die Krise, als das Geschäft mit Sexfilmen ins Internet abwanderte. Später versäumte man den Trend, dass Sex- Toys im Netz gekauft werden – die Onlineumsätze des Vorkämpfers sinken, während die der Branche wachsen. 172.303 Bestellungen binnen zweieinhalb Wochen im Bereich Erotik verzeichnete etwa die deutsche Seite des Handelsriesen Amazon, auf der auch die Österreicher shoppen. Ein Viertel der Waren
im Wert von 2,5 Mio. € entfielen dabei auf Produkte des Kondomherstellers Durex. Auf Platz zwei lagen mit 16,3% Spielzeuge der Marke Lumunu wie Vibratoren, Liebeskugeln, Masturbatoren oder Penisringe.
In einem Jahr verdreifacht hat sich der Umsatz von „ Adam oder Eva“. Der steirische Onlineshop hat pro Jahr eine sechsstellige Zahl von Bestellungen, so Gründer Gerald Buchgraber. Als Betreiber eines Online- Drogerie- Shops weiß er, wie fließend die Grenzen zwischen Erotik und Alltag sind: „ Das Massageöl aus dem Sexshop passt auch in das Drogerie- sortiment, umgekehrt gehört das Wimpernserum für den betörenden Augenaufschlag auch zur Erotik.“
Einer der „ alten Hasen“, der den Dreh geschafft hat, ist Orion. 1981 von Beate Uhse abgespalten, musste zwar auch dieser Anbieter in den Filialen Einbußen hinnehmen – dafür wuchs das Online- Geschäft – zuletzt um knapp 9% auf 73,2 Mio. € in der Gruppe. Ganz auf Filialen verzichten will man aber nicht: „ Haptische Gründe spielen bei vielen Kunden eine Rolle bei der Wahl ihrer Spielzeuge“, erklärt die Sprecherin Susanna Gahr. Man will also anfassen, bevor man kauft.