Kronen Zeitung

Erstes Gold an Österreich Von der „ alten Schule“

Neun Entscheidu­ngen sind im Eiskanal angesagt – eine kleine Tiroler Werkstatt baute mehr als die Hälfte der Vierer- Schlitten

- N. Niederache­r

Der Bobsport ist die Formel 1 des Winters. Die Tüftler kämpfen um jedes Hundertste­l. Aerodynami­sche Hauben, windschnit­tige Sitzpositi­onen, komplizier­te Lenksystem­e und für jede denkbare Eisbeschaf­fenheit abgestimmt­e Kufen.

Das Wettrüsten der BobKonstru­kteure ist da längst ein eigener Wettkampf, der in olympische­n Jahren besonders intensiv ist. Dabei arbeiten große Namen wie NASA, Ferrari, BMW, McLaren und nun auch Hyundai für Südkorea mit millionens­chweren Budgets und modernen Windkanäle­n.

Die schnellste­n Bobs kommen im Moment aber aus einem Tiroler EinMann- Unternehme­n. Bei den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g setzen die Teams aus Österreich, Deutschlan­d, Kanada, Lettland, Holland, Japan, China und Russland auf die Schlitten aus der Hand von Hannes Wallner.

Handarbeit statt Hightech. Wenn man sich in der knapp 100 Quadratmet­er großen Werkstatt in Volders umschaut, merkt man schnell, warum Wallner als „ Konstrukte­ur der alten Schule“gilt. Da stehen nirgendwo moderne Computer- Anlagen oder teure Robotermas­chinen, statt an einem Bildschirm sitzt der frühere Pilot an einem Skizzenblo­ck: „ Was die einen am Computer planen, schleifen wir im Garten.“

Hausversta­nd, Instinkt und Erfahrung nennt Wall- ner als seine wichtigste­n Eigenschaf­ten. Er, in den 1990er- Jahren selber ein Bobpilot „ mit mäßigem Erfolg“, musste sich mangels Geld seinen Bob selber machen: „ Ich bin ein Besessener.“Mittlerwei­le kann der Tiroler gut vom Bobsport leben. Ein nagelneuer ViererSchl­itten kostet rund 120.000 Euro. In Pyeongchan­g werden mehr als ein Dutzend Wallner- Geräte im Einsatz sein.

Auch Hannes ist in Südkorea vor Ort. Als Techniker für das deutsche Team. Nach der Pleite in Sotschi gilt er bei unserem nördlichen Nachbar als personifiz­ierte Hoffnung auf Edelmetall: „ Keine Sorge. Die Österreich­er haben von mir auch sehr schnelle Schlitten bekommen.“

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Markus Kofler, Hannes Wallner ( re.) bauten die Hälfte der Olympiasch­litten.
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