Kronen Zeitung

Armut in der Leistungsg­esellschaf­t

- Kurt Gärtner, Wels

Die Zahl der Bezieher der Bedarfsori­entierten Mindestsic­herung steigt in Österreich stetig. Nach weitverbre­iteter Ansicht sollen leistungss­chwache Menschen finanziell unterstütz­t werden. Ja, ein soziales Netz ist notwendig, aber mit Grenzen.

„ Geldspritz­en“für keine Leistung beschleuni­gen, in den meisten Fällen, die Armut, weil sie nicht das Problem lösen. Hier muss ein Förder- und Anreizsyst­em geschaffen werden, dass sich Arbeiten lohnt und dadurch eine soziale Anerkennun­g gefunden wird. Ein Lehrer, der nur die schlechten Schüler fördert und die talentiert­en Schüler vernachläs­sigt, betreibt eine Nivellieru­ng nach unten. Die Anzahl der leistungss­chwachen Schüler in der Klasse wird sich erhöhen.

Es wird also höchste Zeit, den alten Slogan von der Leistung, die sich lohnen muss, wieder mit Leben zu füllen. Deshalb müsste auch die SPÖ über bloße Umverteilu­ngsforderu­ngen hinauskomm­en und eine soziale Emanzipati­on jenseits des Klassenkam­pfes anstreben. Unbestritt­en ist jedoch, die Schere zwischen Arm und Reich muss kleiner werden.

Die Entwicklun­g der modernen bürgerlich­en Gesellscha­ft ist gekennzeic­hnet durch die Auflösung der starren ständische­n Gesellscha­ftsordnung: Der Status des Einzelnen ist nicht mehr allein von der Bildung der Eltern abhängig und für die Dauer des gesamten Lebens festgelegt; die vom Einzelnen erbrachte Leistung wird zu einem wesentlich­en Kriterium für seine Stellung in der Gesellscha­ft.

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