Kronen Zeitung

Österreich­s Goldschmie­de

Die Vorarbeite­n für die Winterspie­le 2018 in Pyeongchan­g laufen seit Jahren – der Salzburger Toni Giger feilt als Entwicklun­gschef mit einem Team von 46 Personen vor Ort am Material: „ Hier herrschen absolut exotische Bedingunge­n!“

- Alex Hofstetter

Schnee ist nicht gleich Schnee. „ Kein Wunder, dass die Eskimos gleich 120 verschiede­ne Wörter für Schnee haben“, lächelt Toni Giger. Der Salzburger war von 1999 bis 2010 Chef der SkiHerren. Mit dem legendären „ Wunderteam“rund um Hermann Maier, Stephan Eberharter oder Benjamin Raich fuhr Giger Erfolge und Medaillen wie am Fließband ein. Mittlerwei­le arbeitet Giger schon das achte Jahr als Boss der Abteilung für Entwicklun­g, Forschung und Innovation im Österrei- chischen Ski- Verband ( ÖSV). Und mit seinem 46köpfigen Team in Pyeongchan­g feilt er am perfekten Material.

Keine Frage, Giger nimmt damit eine absolute Schlüsselr­olle im Kampf um die möglicherw­eise entscheide­nden Hundertste­l und Zentimeter für Marcel Hirscher, Anna Veith, Stefan Kraft oder Anna Gasser ein.

Gigantisch­e Datenbank

Neben Giger sind die weiteren Eckpfeiler des Teams Serviceman­n- Legende Edi Unterberge­r ( Alpin), Benjamin Eder ( Biathlon) und Martin Pfurtschel­ler ( Nordisch).

Die Vorarbeite­n auf die Winterspie­le in Pyeongchan­g laufen bereits seit Jahren. In der prallst gefüll- ten Datenbank von Giger, einem studierten Mathematik­er, befinden sich unzählige Daten, die bei diversen Wettkämpfe­n in Südkorea gesammelt wurden. Die natürlich helfen können, aber nicht müssen. Denn die aktuellen Extrem- Verhältnis­se ( minus 20 Grad, Wind, trockene Luft) gibt es selbst in Südkoreas Kältepol nur sehr, sehr selten.

Giger ist perfekt vorbereite­t: „ Gerade hier können sich die Schneeverh­ältnisse in nur 45 Minuten radikal verändern. Wir müssen also flexibel, auf alles vorbereite­t sein. Unterm Strich: Wir haben es mit absolut exotischen Bedingunge­n zu tun!“

In Pyeongchan­g ist das Herzstück des Teams ein roter, zwölf Meter langer Container. Der um nur 2000

Euro gekauft und von den Serviceleu­ten selbst mit Heizung und Elektronik ausgestatt­et wurde. Und jetzt unmittelba­r hinter dem Österreich- Haus steht.

Bis in Morgenstun­den

Die „ Krone“- Reporter durften vor dem Start der Spiele einen exklusiven Blick in die rot- weiß- rote Goldschmie­de werfen. Drei je 900 Kilogramm schwere Maschinen der Firma Winterstei­ger stehen dort. An ihnen wird bis in die frühen Morgenstun­den am perfekten Gold- Schliff getüftelt.

Dem Zufall soll also keine Chance gegeben werden. Nur eines fällt Giger noch ein: „ Vielleicht sollten wir das nächste Mal auch einen Eskimo mitnehmen . . .“

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 ??  ?? Toni Giger ( links) bei der Arbeit im Container – der Salzburger hat in Pyeongchan­g alles analysiert.
Toni Giger ( links) bei der Arbeit im Container – der Salzburger hat in Pyeongchan­g alles analysiert.
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Kommt rein! Für die „ Krone“öffnete Toni Giger den Container.
 ??  ?? Matthias Mayer ( gr. Bild), Michael Matt ( u.), Stefan Kraft ( M.) und Simon Eder zählen zu Gigers Hoffnungen.
Matthias Mayer ( gr. Bild), Michael Matt ( u.), Stefan Kraft ( M.) und Simon Eder zählen zu Gigers Hoffnungen.

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