Der Pastor als Superbowl- Held
Quarterback Nick Foles brach für die Philadelphia Eagles sogar seine geistliche Ausbildung ab Mit dem 41: 33- Sieg gegen die New England Patriots führte er sie zum ersten Superbowl- Sieg
Einfach unglaublich – Gänsehaut- Feeling pur! Minutenlang hallte es „ Fly, Eagles, fly!“– von Zigtausenden Philadelphia- Fans voller Inbrunst angestimmt – durch das US Bank Stadium in Minneapolis. Die beiden Quarterbacks der Eagles, Nick Foles und Carson Wentz, lagen sich in den Armen, ehe Foles im grün- weißschwarz- silbernen Konfettiregen schließlich die Vince- LombardiTrophy entgegennahm. Vorangegangen eine Geschichte, die der Drehbuchautor einer amerikanischen Seifenoper wohl nicht besser hätte schreiben können.
2016 in St. Louis aussortiert, im Vorjahr in Kansas rausgeschmissen – die Karriere von Nick Foles schien bereits am Ende. Inzwischen begann er eine Ausbildung zum Pas- tor. Die er für die Philadelphia Eagles wieder abbrach, bei denen er Anfang dieser Saison zumindest noch den Job als Backup für den aufstrebenden Carson Wentz bekam. Als dieser sich dann letzten Dezember das Kreuzband riss, war der 29- Jährige plötzlich Nummer 1.
Der Rest ist Sportgeschichte. Von Spiel zu Spiel schien sich der Texaner zu steigern, ehe er nun sein Team mehr als eindrucksvoll zum Triumph beim Superbowl peitschte. Den 67.612 Fans wurde von beiden Seiten ein Offensiv- Spektakel der Extraklasse serviert, das von der Dramaturgie an den 51. Superbowl in Houston erinnerte. Dort hatte New England nach Rückstand in Hälfte eins mit einem Riesencomeback doch noch gesiegt. Diesmal sorgte allerdings Philadelphias Brandon Graham knapp zwei Minuten vor dem Ende für eine Vorentscheidung, als er Quarterback- Star Tom Brady zu Boden rammte und der den Ball verlor. Die Eagles spielten daraufhin gekonnt die Uhr runter und holten mit 41: 33 erstmals den Superbowl.
Nick Foles, der auch zum besten Spieler des Spiels gewählt wurde, rang danach um Fassung: „ Schon als Kind hatte ich vom Sieg beim Superbowl geträumt. Dass ich das mit diesen Jungs jetzt geschafft habe, ist unglaublich.“
Halftime- Show mit Justin Timberlake – da war doch was? Jawohl, 2004 sorgte der Sänger zusammen mit Janet Jackson für „ Nipplegate“. Diesmal performte der 37- jährige ein Medley seiner größten Hits und als Highlight gab ´ s obendrauf eine Hommage an „ Prince“. Alles sehr brav, aber mehr auch schon nicht, war der einhellige Tenor hier in den USA. Dagegen zeigte Gesangskollegin Pink beim Singen der Nationalhymne vorm Spiel ihr Können. Denn eigentlich Grippe erkrankt, war bis kurz vor Beginn des Spektakels gar nicht sicher, ob sie auftreten wird können. Doch ihre Stimme hielt eindrucksvoll, obwohl sie kurz vorm Anstimmen für einen kleinen Fauxpas sorgte. Als sie nämlich, die Kameras bereits auf sie gerichtet, gerade noch ihr Hustenzuckerl ausspuckte.
Keine großen Töne spuckte Star- Quarterback Tom Brady nach der bitteren Niederlage in den Katakomben des US Bank Stadium: „ Es tut sehr weh. Ich muss jetzt alles sacken lassen, aber ans Aufhören denke ich nicht!“Dagegen wurde es im Locker Room der Eagles richtig laut. Es wurde gesungen, getanzt und ordentlich Champagner verspritzt. Head Coach Doug Peterson: „ Die Jungs haben was Großes vollbracht. Jetzt wird gefeiert!“Die Fans zuhause dürften die Ansage etwas anders interpretiert haben. Es kam zu für Amerika eher unüblichen Ausschreitungen.