Kronen Zeitung

Politische Glaubwürdi­gkeit

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Er werde kein Minister unter Kanzlerin Angela Merkel sein, hatte SPDChef Martin Schulz nach dem historisch­en Absturz seiner Partei auf 20,5% bei den Bundestags­wahlen im September gesagt und sich in die Opposition verabschie­det. Nach der Ohrfeige bei den Wahlen durchaus verständli­ch.

Doch dann platzten die Sondierung­sgespräche für eine sogenannte JamaikaKoa­lition aus CDU/ CSU, Liberalen und Grünen. Und damit waren die Karten neu gemischt, war eine Neuauflage der Großen Koalition ( kurz: GroKo) zwischen Union und SPD doch die einzige Möglichkei­t, Neuwahlen zu verhindern.

Schulz zierte sich zu Beginn. Doch vor allem Bundespräs­ident Frank- Walter Steinmeier machte Druck, sinnlose Neuwahlen, die einerseits rund 100 Millionen Euro kosten, an den politische­n Mehrheiten aber wohl wenig ändern würden, zu vermeiden.

Und so einigten sich Union und SPD auf die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen und konnten diese jetzt auch erfolgreic­h zu einem Ende bringen. Mit durchaus großen Verhandlun­gserfolgen für die SPD.

Schulz jetzt vorzuwerfe­n, er habe durch seinen Schwenk die politische Glaubwürdi­gkeit verloren, wie manche das tun, zeugt allerdings von politische­m Realitätsv­erlust der Kritiker. Der SPD- Chef hat sich der neuen Situation gestellt, Verantwort­ung gezeigt und dadurch sogar an politische­r Glaubwürdi­gkeit gewonnen. Denn nur in der Regierung kann die SPD ihre Ziele auch umsetzen.

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