Gangbetten- Statistik: So wirdgetrickst
Verlässliche Zahlen erst ab 12 Stunden auf dem Flur Personalvertreter packt Aus: Wie Patienten doch noch aus der Zählung fallen
Beim Gangbetten- Gipfel in der Vorwoche wurden Zahlen präsentiert, die denken ließen: Alles halb so schlimm. So liegen etwa im Wilhelminenspital nur 0,27 Prozent der Patienten länger als 12 Stunden auf den Fluren. Doch Personalvertreter Heinrich Schneider zweifelt diese Statistiken an, er ortet eine Trickserei.
Die von Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger und dem Krankenan- staltenverbund ( KAV) präsentierte Statistik beschreibt Gangbetten als ein seltenes Randphänomen. Quasi gangbettenfrei wären demnach das Kaiser- Franz- Josef- Spital und Hietzing – nur 0,01 Prozent aller Patienten werden länger als 12 Stunden auf die Flure verfrachtet.
Und da ist schon die Zauberformel versteckt: „ länger als 12 Stunden“. „ Was darunter stattfindet, wird nicht in dieser Statistik vermerkt“, so Heinrich Schneider vom Wilhelminenspital.
Laut seinen Erfahrungen wird alles versucht, um zu verhindern, dass Patienten von dieser präsentierten 12Stunden- Statistik erfasst werden. Heißt: Wer etwa 11 Stunden und 59 Minuten in einem Gangbett liegt, wird nicht speziell registriert. „ Um das zu erreichen, bedarf es enormer Kraftanstrengungen“, erklärt Schneider. „ Pflegepersonal, Ärzte, Krankenträger, alle sollen vermeiden, dass ein Patient doch noch in diese Statistik fällt.“So liegen Patienten oft über Nacht auf dem Gang, erhalten am Vormittag rasch noch ein Zimmer – und tauchen nicht in dieser Erfassung auf.
Und tatsächlich: Auch auf Anfrage gibt es vom KAV für die „ Krone“keine Unter- 12- Stunden- Auswertung. Dort heißt es: „ Die Zahl der temporären Überbelagsbetten kann in halbstündiger Genauigkeit ausgewiesen werden. Sollte ein Patient in einem Gangbett liegen, er so rasch wie möglich in ein Zimmer verlegt.“
Der Stadtrechnungshof kritisierte, wie berichtet, die Gangbetten- Situation massiv. Da war auch zu lesen: „ Erst durch das gegen Ende des Betrachtungszeitraumes entwickelte GangbettenTool konnten Voraussetzungen für entsprechende Evaluierungen geschaffen werden. Im Zusammenhang mit diesen Neuerungen wur-
Die prÄsentierten Zahlen sind niCht aussagekrÄftig. Würden auCh Patienten unter zwölf Stunden hier erfasst, würde die Statistik völlig g anders aussehen.
Personalvertreter Heinrich Schneider Foto: Peter Tomschi
de ein Handlungsbedarf ab einer Aufenthaltsdauer von 12 Stunden am Gang genannt und 24 Stunden als Grenze der Tolerierbarkeit kommuniziert.“Demnach gab es im April in den städtischen Kliniken 210 Gangbetten in der Zeitspanne von 12 bis 24 Stunden und 90 Gangbetten in der Spanne von 24 Stunden plus. Schneiders Warnung: „ Wir fahren hier eindeutig gegen die Wand.“