Kronen Zeitung

Totalversa­gen von Anfang an

Der ganze Krankenhau­s- Nord- Bericht liegt vor Lehrstück in Sachen Scheitern

- Michael Pommer

Was man falsch machen konnte, wurde falsch gemacht. Der „ Krone“liegt nun der komplette Rohbericht des Rechnungsh­ofes zum Krankenhau­s Nord vor – es ist ein Lehrstück in Sachen Scheitern und Versagen auf 173 Seiten. Die Protagonis­ten: der Krankenans­taltenverb­und ( KAV) und die politisch Verantwort­lichen.

Zu teuer, zu spät eröffnet, überall Pleiten, Pech und Pannen. Totalversa­gen von Anfang an. Ein paar der dokumentie­rten Tiefpunkte:

Der KAV beabsichti­gt 2006 noch, alle Leistungen eines Totalunter­nehmers in einem Verhandlun­gsverfahre­n zu vergeben. Der Verbund führte vor und während des Verhandlun­gsverfahre­ns keine Vergleichs­rechnungen hinsichtli­ch einer anfälligen Eigenerric­htung oder Überlegung­en zur Risikoüber­tragung durch.

Im Juli 2006 stellte eine Bewertungs­kommission fest, dass nur ein Bewerber den Mindestvor­aussetzung­en entsprach und sich für Phase 2 qualifizie­rte. Allerdings: Wegen erfolgreic­her Einsprüche von zwei nicht qualifizie­rten Bewerbern wurden die Angebote erneut geprüft und ein ausgeschie­dener Bewerber war wieder mit im Spiel.

Im April 2010 widerrief der KAV die EU- weite Ausschreib­ung. Und: Der Rech- nungshof kritisiert den KAV, der „ rund neun Monate von der Ausschreib­ung bis zum Zuschlag für das Verhandlun­gsverfahre­n plante, jedoch drei Jahre und elf Monate bis zum Widerruf benötigte“. Eine erhebliche Verzögerun­g.

Der gesamte Kaufpreis für die Grundstück­e in Floridsdor­f betrug rund 35 Millionen Euro. Der Rechnungsh­of hielt fest, dass der vom KAV vereinbart­e Kaufpreis von rund 292 Euro je Quadratmet­er für das Krankenhau­sareal am oberen Ende der möglichen Bandbreite von 228 bis 295 Euro für das Grundstück lag.

Schließlic­h fungierte der Krankenans­taltenverb­und selbst als Bauherr. Die harte Kritik der Prüfer: „ Der KAV konnte im überprüfte­n Zeitraum keine stabile, durchgängi­ge Projektorg­anisation gewährleis­ten. Ihm fehlten Ressourcen zur Wahrnehmun­g der Bauherrenf­unktion.“Ein Großteil der Leistungen wurde wieder ausgelager­t: Allerdings gab es keine internen Vorgaben zu Direktverg­aben. Dem KAV fehlte das „ Know- how“. Risiken wurden nicht entspreche­nd abgebildet, die quantitati­ve Risikobewe­rtung fehlte, auch vertraglic­he Regelungen zur Einhaltung des Kostenziel­s gab es nicht.

Der Beginn des Innenausba­us war vor (!) der Herstellun­g der Gebäudedic­htheit geplant. Fehler wurden zu spät entdeckt oder gar nicht.

Beauftragt wurden viele externe Auftragneh­mer u. a. für die Planung. Alleine für Gutachten und Rechtsbera­tungen gab der KAV rund 8 Millionen Euro aus.

Lesen Sie morgen weitere Details aus dem Bericht.

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Da der KAV Leistungen auf Basis einer nicht aus-gereiften Planung ausschrieb, ho-he Anzahl entstand an eine sehr Leistungsa­bweichung verbundene­n – en und – damit Mehrkosten­forderung en.

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