Alf Poier ( nicht) am Ball
Aus dadaistischer Sicht ist der Wiener Opernball ein prostfaktisches SchampusKränzchen mit äußerst durchlauchtem High- EndCharakter. Da die Veranstaltung mitten im Winter stattfindet, ist der Sommer meistens schon längst vorbei, bevor der Ball überhaupt erst beginnt. Trotzdem erscheinen die meisten Besucher lieber persönlich, während andere wiederum im Pferdecabrio oder mit dem Fahrrad anreisen. Obwohl man dort höchstsicherlich viele Prinzinnen, nette Herrscher, Wirtschaftsvertreibende und Spritzensportler kennenlernen könnte, habe ich bisher aufgrund der dort vorherrschenden Kleider- und Hackordnung von einer Heimsuchung meinerseits abgesehen. Besonderes Mitleid an diesem Tage hege ich allerdings für die Debütanten. Das ganze Jahr über dürfen sie unbekümmert wie die Wiesel über Felder und Wiesen tollen, und plötzlich befinden sie sich inmitten einer despotisch organisierten Polonaise, wo sie zu willenlos funktionierenden Walzersklaven herabgewürdigt werden. Das ist Bewegungsfaschismus par excellence! Wo bleibt hier der Aufschrei nach Menschlichkeit? Warum schreiten hier nicht längst die NGOs ein? Noch schlimmer allerdings ist die Tatsache, dass das ganze Land auch noch im Fernsehen dabei zusieht, wie man diese jungen, unschuldigen Menschen sinnloserweise unentgeltlich im Kreise laufen lässt, anstatt ihnen eine anständige, gut bezahlte Arbeit zu besorgen. – Eine Sauerei ist das!!! – Wen wundert es da noch, dass vor der Oper auf Teufel komm rein demonstriert wird?
BITTE BLÄTTERN SIE UM