72 Stunden für die Ewigkeit Als ihm etwas fehlte
Hermann Maier schrieb 1998 Ski- Geschichte: Drei Tage nach dem Horror- Sturz, der sich am Dienstag zum 20. Mal jKhrt, holte er Gold Natürlich borgte ich ihm da dann die Kugel
1 Hermann Maier
ist mein olympischer Skiheld Nummer 1 der letzten zwei Jahrzehnte. Er hat nicht nur alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Er hat Skigeschichte geschrieben, eine ganze Generation des Skisports geprägt. Er war ein Volksschulkind, da mussten seine Eltern oft zu mir ins Café nach Kleinarl fahren, weil er die vielen Pokale und Medaillen in meiner Vitrine sehen wollte. Als wollte er signalisieren: Die will ich auch mal haben!
Hermann gewann und gewann, setzte neue Maßstäbe. Nie zuvor wurde im Skirennsport derart zwischen den Toren Muskelkraft eingesetzt, wie er es tat. Zum Herminator wurde er, wie wir alle wissen, bei Olympia 1998 in Na- gano. Das Bild über seinen spektakulären Sturz in der Abfahrt ging um die Welt. Er stand auf, winkte in die TV- Kameras: „ Is’ eh nix passiert!“Übermorgen, am 13. Februar, ist das genau 20 Jahre her. Dass er nur 72 Stunden später Gold im Super- G holte, war wie ein Märchen. „ Ich dachte mir, wenn du jetzt Gold holst, bist du unsterblich“, grinste er, der auch im Riesentorlauf siegte, sich zum DoppelOlympiasieger krönte.
Hermann war auch ein Schmähtandler und glänzender Improvisator. Nie hätte ich gedacht, dass ich ihm einmal eine große Weltcupkugel borgen müsste: Nach seinem vierten Gesamt- Weltcupsieg 2004 hatten sich die Fotografen eines großen Magazins in Flachau angesagt. Beim Holen der Kristallkugeln sah Hermann, dass die aktuellste fehlte. Sie stand weit weg bei Freunden. „ Du musst mir eine Kugel leihen, Annemarie“, rief er mich an. Ich musste lachen. Von Flachau nach Kleinarl sind es mit dem Auto nur 15 Minuten. Eine halbe Stunde später stand eine MoserWeltcup- Trophäe bei Hermann auf dem Tisch – die Fotosession war gerettet!
Seit 2009 ist Maier Privatmann, wo ihm anderes tausendfach wichtiger ist: Wohlergehen und Freude mit seiner Familie, glücklich sein in der Natur und die Stille am Berg. Was ihm viele früher gar nicht zugetraut hätten.