Nach dem Nazi- Wirbel Konsequenzen im ORF
Erneute Panne um FPÖ- Politiker Bringt den Staatssender in Bedrängnis Generaldirektor Wrabetz unter Druck Geraten
Schwer unter politischen Druck geraten, reagierte ORFGeneraldirektor Alexander Wrabetz am Sonntag auf Vorwürfe, der Staatssender habe sich zum zweiten Mal in kürzester Zeit einen Manipulationsskandal geleistet. Nachdem bereits vor einer Woche die Teilnahme von Infrastrukturminister Norbert Hofer ( FPÖ) beim Brenner- TransitGipfel in München vom öffentlich- rechtlichen Rundfunk ignoriert wurde, brachte nun ein Nazi- Wirbel um das ORFLandesstudio Tirol das Fass endgültig zum Überlaufen.
In einem Beitrag des ORFLandesstudios Tirol war vergangenen Freitag zu sehen, wie der freiheitliche Tiroler Spitzenkandidat Markus Abwerzger anscheinend widerspruchslos antisemitisches Gedankengut („ stinkerte Juden“) eines 86- Jährigen zur Kenntnis nimmt. Vorerst nicht gezeigt hatte der ORF, dass Abwerzger dem Passanten sehr wohl widersprochen hatte.
Abwerzger forderte eine Entschuldigung vom ORF. Und der freiheitliche Mediensprecher Hans- Jörg Jenewein sprach von einem „ ORF- Manipulationsskandal“, der sich in eine Fülle von Vergehen und Gesetzesbrüchen des ORF in jüngster Zeit einreihen würde.
Auch unter den ORF- Journalisten breitete sich am Wochenende zunehmend Unruhe aus. Ein Radio- Redakteur be- stätigte inhaltlich teilweise die Richtigkeit der Vorwürfe. Aber man wolle in diesem Fall nicht in einen Topf mit der Redaktion des Tiroler ORF geworfen werden.
Nach dem Vorfall mit Infrastrukturminister Norbert Hofer und der daraus resultierenden Gebühren- Debatte war man in der ORF- Generaldirektion auf Tauchstation gegangen. Aber nach dem Wirbel um das Landesstudio Tirol war der Druck
von außen und innen auf Generaldirektor Alexander Wrabetz zu groß geworden. Sonntagnachmittag kündigte Wrabetz schließlich erste Konsequenzen an.
Unkommentierter Antisemitismus
Der Landesdirektor des ORF- Studios in Tirol, Helmut Krieghofer, muss bis morgen einen Bericht zur Nazi- Causa vorlegen. Dadurch solle geklärt werden, wie es dazu kommen konnte, dass der Fernsehbeitrag über den freiheitlichen FPÖ- Politiker verkürzt beziehungsweise sinnverstellend wiedergegeben worden ist. Auch müsse thematisiert werden, warum antisemitische Äußerungen eines Passanten unkommentiert im ORF gezeigt werden.
Die für den umstrittenen TV- Beitrag verantwortliche Redakteurin wird jedenfalls als Moderatorin für die Tiro- ler Wahlkampfdiskussion abgezogen. Die Begründung für diese Entscheidung in der Wiener ORF- Zentrale lässt tief blicken: Zweifel an der nötigen Überparteilichkeit der ORF- Redakteurin.
Die Debatte trifft den ORF zur Unzeit: Im Frühsommer wird im Parlament über eine umfassende Medienreform debattiert. Dabei soll es unter anderem auch um die verpflichtenden ORF- Gebühren gehen.