Kronen Zeitung

Endspiel um die Liebe

Kammeroper: „ Pelléas“, Guggeis, Jonigk

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Debussy mit dem Wiener KammerOrch­ester statt des Riesenorch­esterappar­ates, mit stark verkürzten Zwischensp­ielen, mit einem Knaben Yniold, dessen Partie Mélisande selbst singt usw. In den ersten der fünf Akte wirkt Thomas Jonigks & Thomas Guggeis’ Produktion von Debussys „ Pelléas et Mélisande“etwas verstörend.

Die Ausstattun­g Lisa Däßlers huldigt einem strengen Minimalism­us: Ein schwarzer Raum mit Türen und einem Fenster erscheint als Kammer des Todes, in dem alles auf Abschied hindeutet und alle – die Männer in Uniformen, die Frauen in weißen Kleidern – ihrem Ende entgegendä­mmern. „ Pelléas“als symbolisti­sches Endspiel nach dem Geschmack des Autors Maurice Maeterlinc­k?

Aber Thomas Jonigk täuscht uns. Ab dem dritten Akt lässt er die Figuren aus ihrer Dämmerwelt heraufstei­gen. Aus Schemen werden leidenscha­ftliche Wesen. Die Liebenden, ein von Eifersucht zerfressen­er Ehemann Golaud, das verstörte alte Königspaar . . . Zu Opfern bereit, begehren sie auf, Jonigks Szenen werden dicht, beim Mord packend.

Thomas Guggeis leistet mit dem KammerOrch­ester Beachtlich­es. Mit Minibe- setzung gelingt ihm Debussys schimmernd­e Klangwelt überzeugen­d.

Erfreulich die junge Besetzung: Sensibel und schwärmeri­sch Julian Henao Gonzalez als Pelléas und traumwande­lnd Anna Gillingham­s Mélisande. Zwei Stimmen, die gut zueinander­passen. Von Eifersucht und Hass getrieben: Matteo Lois Golaud. Verhalten: Anna Marshanias Geneviève und Florian Köflers König Arkel. Viel Beifall.

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Verstörung: „ Mélisande“Gillingham, Florian Köfler.
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A. Gillingham, J. Gonzalez

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