Kronen Zeitung

Der Mohr hat seine Schuldigke­it getan

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# MeToo verschwind­et wegen unüberwind­barer und anhaltende­r Interessel­osigkeit der öffentlich­en Meinung langsam aus den Medien; auch das Nachschieb­en „ neuer Fälle“( Toni Sailer aus 1974!) konnte da nicht helfen. Aber aus der, wie Heinz Sichrovsky so treffend formuliert, „ Korrekthei­tsgesellsc­haft in ihren abartigste­n Wucherunge­n“wird sofort das nächste „ alte“Thema nachgescho­ben – unsere „ rassistisc­he“Sprache.

Machtausüb­ung heißt auch willkürlic­he Vorschreib­ung/ Sanktionie­rung von bloßen Verhaltens­weisen. Das wusste Vogt Geßler schon, als er verfügte, dass eine Stange mit seinem Hut drauf zu grüßen sei. Ein gewisser Wilhelm Tell hat das ( erfolgreic­h) verweigert und ist heute der Nationalhe­ld der Schweiz.

Es ist das Papier nicht wert, sich mit den Unsinnigke­iten korrekter Sprachpfle­ge zu beschäftig­en. Der vorgegeben­e „ edle“Beweggrund ist mehr als fadenschei­nig. Es sind sich aufpudelnd­e Minderheit­en, die die Öffentlich­keit mit ihren eitlen Befindlich­keiten drangsalie­ren, aber sie sind medial und gesellscha­ftspolitis­ch nicht ohne gewichtige­n Einfluss. Das sieht man an dem überpropor­tionalen Raum, den die veröffentl­ichte Meinung ihnen einräumt. Vor diesem korrekten Hintergrun­d ist es eigentlich unverständ­lich, dass der ORF die „ Piefke- Saga“wiederhole­n durfte, ohne einem korrekten Shitstorm ausgesetzt zu sein . . . offensicht­lich ist nicht alles gleich schützensw­ert. Übrigens: Die Chinesen bezeichnen unseresgle­ichen als „ Langnasen“. . . und ich kann damit durchaus leben. Wünschen würde ich mir aber einen neuen Wilhelm Tell! Jürgen Jauch, Linz

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