Liebe Bibiana Zeller,
ich habe hin- und herüberlegt, wie ich Ihnen gerecht werden kann in den 30 mickrigen Zeilen meiner Kolumne zu Ihrem heutigen 90. Geburtstag, her und hin.
Vielleicht mit der Anrede „ Frau Kottan“, damit auch jeder im Land weiß, wem ich da gratuliere?
Nein! Denn „ jeder“ist mir hier und heute ausnahmsweise aber so was von wurscht.
Und so schmökerte ich mich durch die dünne Bibiana- Zeller- Mappe unseres Archivs und fand, wonach ich suchte.
Las über die „ ewige Zweite“österreichischer Schauspielkunst im übermächtigen Bühnenschatten von Hörbiger & Co. dies:
„ Nie hat die Zeller jemand richtig , aufgebaut’.
Nie hatte sie Talent dazu, sich hinter den Kulissen durchzusetzen. Nie hat sie viel geredet. Wenn man sie schief anschaute, ging sie freiwillig, weil sie schiefe Blicke nicht erträgt.
Man kann ihr nur gerade ins Gesicht sehen.
Dann aber erlebt man jene Faszination, die nur von ganz Großen ausgeht, die aber so leise, fast unscheinbar ist, dass sie im Wirbel unserer heutigen Zeit verloren geht.“
Der Journalist André Müller hat das geschrieben. Vor vielen Jahren für die Ewigkeit. Danke André.
PS: Als Sie einmal gefragt wurden, weshalb Sie Schauspielerin geworden sind, antworteten Sie:
„ Weil ich aus der Realität fliehen wollte.“
Danke für Ihre Flucht, alles Gute und – ich liebe Sie!