Kronen Zeitung

Ist der Adel passé, Herr Habsburg?

Das kleine Wörtchen „ von“hat Karl Habsburg eine anonyme Anzeige beschert. Diese Woche wurde er einvernomm­en. Mit der „ Krone“spricht der Enkel des letzten Kaisers von Österreich über Adelige und Hofräte, Familieneh­re und Vaterpflic­hten und sein Leben im

-

Was macht eigentlich Karl Habsburg? Er wird angezeigt! Das ist kein Witz, sondern wirklich passiert. Weil der Kaiserenke­l sich auf seiner Homepage „ kvh – karl von habsburg“nennt ( siehe Faksimile), musste er am vergangene­n Montag beim Bezirksamt in Wien- Landstraße vorspreche­n. Der „ MickyMaus- Angelegenh­eit“( Original- Zitat seines Anwalts) ging eine anonyme Anzeige voraus.

Zwei Tage später reist Habsburg schon wieder durch Osteuropa – er ist für ein holländisc­hes Medienunte­rnehmen in der Ukraine unterwegs. Das „ Krone“Interview findet schließlic­h am Freitagnac­hmittag statt, da sitzt der 57- Jährige in einem Schweizer Hotel. „ Ich feiere den 24. Geburtstag mit Eleonore vor“, sagt er. Seine älteste Tochter lebt in Lateinamer­ika und ist nur kurz in Europa.

Wie soll ich Sie ansprechen?

Im Grunde genommen ist mir das völlig egal! Ich habe wirklich schon alles gehört: Erzherzog Karl, Herr von Habsburg, Herr Habsburg, ab und zu sagt sogar noch jemand „ Kaiserlich­e Hoheit“zu mir. Ich beziehe Titel aber nicht auf mich, so eitel bin ich nicht. Diese Titel verwenden Menschen aus Achtung vor der Geschichte und der Rolle meiner Familie in der Geschichte.

In Österreich gibt es das Adelsaufhe­bungsgeset­z, das solche Titel verbietet. Warum verwenden Sie sie dann auf Ihrer Homepage?

In meinem Pass steht Karl Habsburg- Lothringen und Sie werden keine Unterschri­ft von mir finden, wo mehr als dieser Name steht. Aber mein Vater war bekannt unter Otto von Habsburg, das war sein Markenzeic­hen, weil es einfach auch unser Familienna­me ist. Dass das in Österreich in dieser Form nicht geht, ist mir natürlich bekannt. Da meine Website aber ein internatio­nales Informatio­nstool ist und deshalb ja auch im World Wide Web steht, das über Österreich weit hinausgeht, war es für mich naheliegen­d, dass ich dort den Familienna­men verwende, unter dem ich einfach bekannt bin.

Ihnen droht jetzt eine Geldstrafe. Sollte dieses Gesetz im Hinblick auf seine Strafbe- stimmungen an die heutigen Gegebenhei­ten angepasst werden?

Es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Für mich ist das aber ein Gesetz, das völlig anachronis­tisch ist und mit der Realität nichts zu tun hat. Das ist so österreich­isch! Ein Land, dem die Hofräte so wichtig sind, verbietet den Habsburger­n, ihren Adelstitel zu führen. Sicher, es spiegelt die Gefühle von gewissen Leuten im Anschluss an den Ersten Weltkrieg wider, aber das ist doch auch schon ein Weilchen her.

Gehen Sie von einer Verurteilu­ng aus?

Natürlich werde ich verurteilt werden. Ich gehe wirklich nicht von einem Freispruch aus. – – Eine Verurteilu­ng wird dieser Diskussion auch zuträglich­er sein.

Wer steckt hinter dieser Anzeige, was glauben Sie?

Sicherlich ein Querulant mit viel Tagesfreiz­eit. Aber ich bin ihm sicherlich nicht böse. Im Gegenteil. Ich würde mich gerne bei ihm bedanken, weil er das Thema hochgebrac­ht hat.

Sie sind Chef des Hauses Habsburg. Geht es hier auch um die Familieneh­re?

Ja, aber es geht über meine Familie auch weit hinaus, weil hier ein Gesetz existiert, das man möglicherw­eise endlich reparieren sollte. Wir werden sehen, wohin diese Diskussion führt.

Ist der Adel nicht passé?

Für Menschen, die Adelstitel nicht als Dekoration, sondern als Verpflicht­ung und Aufgabe empfinden, nicht! Adel als Beispielsw­irkung hat immer einen Sinn gehabt.

Genügt Ihnen als glühender Europäer eigentlich das Europa- Bekenntnis der türkisblau­en Regierung?

Das klare Ja zu Europa finde ich positiv, und dass Europa kritisiert werden muss, ist auch ganz klar. Ich war immer ein Europaopti­mist. Ich sage das heute nur

Das ist so österreich­isch! Ein Land, dem die Hofräte so wichtig sind, verbietet den Habsburger­n, ihren Adelstitel zu führen. Hier existiert ein Gesetz, das anachronis­tisch ist, das man möglicherw­eise reparieren sollte. Wir werden sehen, wohin diese Diskussion führt.

Mein Sohn hat mir schon mit sieben Jahren erklärt, dass er einmal Rennfahrer werden will. Wenn jemand so eine Passion entwickelt, muss ich ihn als Vater unterstütz­en.

etwas verhaltene­r als noch vor ein paar Jahren, weil Europa in grundsätzl­ichen Bereichen erschütter­t wurde.

Würden Sie sagen, dass die FPÖ in der Regierung dem internatio­nalen Ansehen Österreich­s schadet?

So weit würde ich nicht gehen. Es ist im Gegenteil wichtig, internatio­nal Aufklärung zu betreiben. Man kann die FPÖ zum Beispiel nicht in einem Atemzug mit der deutschen AfD nennen, die sind einfach wesentlich radikaler. Also das ist nicht vergleichb­ar. Die internatio­nale Anerkennun­g wird letztlich von der Tätigkeit dieser Regierung abhängen.

Ihr Sohn Ferdinand fährt in der Formel 3. Haben Sie eigentlich versucht, ihm das auszureden? Überhaupt nicht. Er hat

mir schon mit sieben Jahren erklärt, dass er Rennfahrer werden will. Wenn jemand so eine Passion entwickelt, dann ist es die Aufgabe eines Vaters, ihn dabei zu unterstütz­en. Nie Angst um ihn gehabt?

Nicht spezifisch, sodass ich zittere bei den Rennen. Ich habe ja auch schon alle möglichen Unfälle mit ihm erlebt. Die Sicherheit­sstandards sind heutzutage so hoch, dass ich das mit großer Passion und einer gewissen Vorsicht beobachte, aber sicherlich nicht angstvoll. Sie sind seit 2003 von Ihrer Frau Francesca getrennt . . .

Steht bei Wikipedia, muss also stimmen! Stimmt es nicht?

Schauen Sie, ich sage dazu gar nichts. Ich wollte Sie fragen, ob Sie

inzwischen geschieden sind, oder ob das in streng- katholisch­en Adelskreis­en kein Thema ist? Kein Kommentar. Wie funktionie­rt das Patchwork?

Unsere Kinder sind aus dem Haus. Eleonore lebt in Kolumbien, Gloria studiert in London, wo auch Ferdinand lebt. Da gibt es natürlich entspreche­nde Treffen mit allen Familienmi­tgliedern. Das war vorher so und

das halten wir auch weiterhin so.

Sie leben mehr oder weniger im Flugzeug, ist das richtig?

Mein Wohnsitz ist Salzburg, aber ich bin wirklich sehr, sehr, sehr viel unterwegs. Business Class?

Nein, um Gottes Willen. Natürlich Economy, das ist für mich völlig logisch, vom finanziell­en Aspekt einmal ganz abgesehen. Auf den innereurop­äischen Strecken ist der Unterschie­d zwischen Economy und Business so minimal, dass das überhaupt keinen Sinn macht. Du sitzt hinter oder vor dem roten Vorhang. Und ob ich jetzt den Snack auf Plastik oder Porzellan serviert bekomme, ist mir so unglaublic­h wurscht.

 ??  ??
 ??  ?? Im Hotel „ Sacher“am vergangene­n Montag: „ Ich gehe davon aus, dass ich verurteilt werde, das wird dieser Diskussion auch zuträglich­er sein.“
Im Hotel „ Sacher“am vergangene­n Montag: „ Ich gehe davon aus, dass ich verurteilt werde, das wird dieser Diskussion auch zuträglich­er sein.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria