Kronen Zeitung

Superstars sind gescheiter­t

Blaulicht- Einsatz beim Verkehrsmi­nister: Als vor 12 Tagen ein Handy aus dem Fenster von Norbert Hofers Privatwohn­ung in der Wiener Josefstadt fiel, schlugen Passanten Alarm. Was an dem Abend genau passierte und was an den Gerüchten dran ist, erzählt er d

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Fußball- Fußball Erdbeben bei der WM in Russland – die zwei besten Fußballer F der Welt müssen ihre Koffer packen! Superstar Supersta Lionel Messi ( links) verlor mit Argentinie­n im Achtelfina­le gegen Frankreich mit 3: 4, hat damit seinen Karriere- Traum um vom WM- Titel wohl begra- raben. Cristiano Ronaldo do ( rechts) scheiterte mit Por- ortugal an Uruguay – 1: 2!

Der Mann hat schon einiges durchgemac­ht: Paragleite­rabsturz, Beinahe- Querschnit­tslähmung, eine drohende Fußamputat­ion, Lungenembo­lie im Türkei- Urlaub. Daran gemessen war sein Kollaps am 19. Juni ein Klacks. Allerdings hat der Polizei- Einsatz in seiner Privatwohn­ung, bei dem ein Smartphone vom vierten Stock auf die Straße fiel, die Gerüchtekü­che so richtig angeheizt. „ Mir wurde alles Mögliche unterstell­t“, sagt Norbert Hofer beim „ Krone“- Interview in seinem Büro in der Wiener Radetzkyst­raße, „ von Alkohol bis Herzinfark­t.“Der Minister trägt ein kariertes Sakko, dazu eine karierte Krawatte und ein kleinkarie­rtes rosarotes Stecktuch. Seine Mitarbeite­r stellen ihm ein Glas mit Wasser hin. „ Der Chef soll jetzt viel trinken!“Dann spricht Hofer über den besagten Abend, die Arbeitsbel­astung eines Spitzenpol­itikers und seine Pläne, bald zu 90 Prozent ohne Stock gehen zu können.

Wie geht es Ihnen?

Wieder sehr gut. Ich habe Sie heute ohne Stock begrüßt. Wenn ich noch weitere fünf Kilo abnehme und meine Muskulatur durch das

Training noch mehr gestärkt wird, hoffe ich, den Stock bald weglassen zu können.

Am vorletzten Dienstagab­end haben Sie Feuerwehr, Rettung und Polizei auf Trab gehalten. Was war da los?

Es war eigentlich ein völlig normaler Arbeitstag, mit relativ vielen Terminen. Am Ende des Tages kam ich in die Wohnung, hab meine Liegestütz­e gemacht und mir ein Bad eingelasse­n. Das muss so in etwa um 20.30 Uhr gewesen sein.

Was passierte dann?

Ich wollte ein bisschen frische Luft reinlassen, es war recht heiß in der Wohnung, deshalb habe ich das Fenster aufgemacht. Dabei dürfte ich gegen den Fenstersto­ck geknallt sein, dann bin ich zusammenge­gangen.

Noch bevor ich auf dem Boden aufgekomme­n bin, ging bei mir das Licht aus. Du bist komplett weg! Ich hab keine Ahnung, wie lange ich ohnmächtig war. Wie kann dabei ein Handy aus dem Fenster fallen?

Durch den Sturz wahrschein­lich, ich weiß es nicht. Jedenfalls hat es ein Passant gefunden und die Polizei alarmiert. Ich hatte die Wohnung Gott sei Dank nicht zugesperrt, da war es der Feuerwehr schnell möglich, sie aufzubrech­en.

Im Einsatzpro­tokoll steht, dass eine Journalist­in mit Ihnen telefonier­t habe.

Ich weiß nicht mehr, ob es dieses Telefonat war, das ich zuletzt geführt habe. Ich bin erst wieder aufgewacht, als der Notarzt mit mir gesprochen hat.

Unser Foto eines Leserrepor­ters zeigt drei Feuerwehra­utos vor Ihrem Haus. Was empfinden Sie, wenn Sie es anschauen?

Das gibt einem schon zu denken. Ich bedanke mich bei allen, die da mitgewirkt haben. Für mich war es ein ordentlich­er Schock. Haben Sie sich übernommen?

Offenbar war alles zu viel. Beginnend mit dem Bundespräs­identenwah­lkampf, gleich danach der Nationalra­tswahlkamp­f, dann Regierungs­verhandlun­gen, jetzt das Ministeram­t und schließlic­h die Vorbereitu­ng auf die EU- Ratspräsid­entschaft, das sind schon sehr große Belastungs­phasen.

Es gab böse Gerüchte, dass Sie betrunken gewesen sein sollen. Wie gehen Sie damit um?

Ich habe auch gelesen, ich wäre cracksücht­ig, ich hätte einen Schlaganfa­ll gehabt und vieles mehr. Darüber ärgere ich mich nicht, das muss man ausblenden.

Zuletzt sind einige der Regierungs­mitglieder krank ge worden: Josef Moser, Hartwig Löger, Karin Kneissl. Ist Politik, wie Matthias Strolz in seinem Abschiedsi­nterview gesagt hat, ein „ brutales Geschäft“?

Man darf sich nicht darüber beklagen. Es ist niemand gezwungen, in der Politik zu bleiben. Die Arbeit am Hochofen oder als Luftfahrze­ugwart, der um drei in der Früh den Flieger abnimmt, ist auch ein brutales Geschäft. Oder der Beruf einer Pflegefach­kraft, die wickelt und füttert. Von einem Politiker wird halt immer erwartet, dass er Stärke zeigt. Und Sie hatten einen Schwächean­fall.

Darf ein Politiker auch einen Moment der Schwäche haben? Er ist letztlich ein Mensch wie jeder andere

Ich wollte ein bisschen frische luft reinlassen, dabei dürfte ich gegen den fenstersto­ck geknallt sein. dann bin ich zusammenge­gangen. Offenbar war alles zu viel. die wahlkämpfe, das ministeram­t und jetzt die eu- ratspräsid­entschaft. das sind schon sehr große belastungs­phasen.

auch. Beurteilen muss es der Wähler.

Herr Hofer, an diesem Sonntag beginnt die EU- Ratspräsid­entschaft Österreich­s, und ein großes Thema wird die Fage sein, wie Europa die Migrations­frage lösen wird. Wie geht es Ihnen, wenn der Vizekanzle­r Ihrer Partei mit einem Innenminis­ter kooperiert, der wörtlich gesagt hat: „ Diese Leute sind… – für die Schlepper – … Menschenfl­eisch“?

Ich glaube, dass das Schlepperg­eschäft eines der schmutzigs­ten überhaupt ist, weil diese Leute in Kauf nehmen, dass Menschen sterben. Deswegen ist es schon klug, Maßnahmen zu setzen, mit denen man den Schleppern das Handwerk legt. Da muss man sehr entschiede­n handeln.

Aber trotzdem sind es Menschen, die in diesen Schlauchbo­oten sitzen.

Natürlich. Ich habe verstanden, dass Salvini gesagt hat, für die Schlepper seien diese Leute sozusagen nur eine Ware. Aber natürlich sind das Menschen und Schicksale, denen wir uns stellen müssen.

Dieses Wochenende ist auch geprägt vom Widerstand gegen den Plan der Regierung, per Gesetz die höchstzulä­ssige Arbeitszei­t auf zwölf Stunden auszuweite­n. Haben Sie dafür Verständni­s?

Ich verstehe die Sorgen, aber ich glaube, wenn das dann umgesetzt ist, wird man sehr schnell sehen, dass diese Sorgen unbegründe­t waren. Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche?

Ich bin weit über dem drüber, wogegen hier protestier­t wird. Also 80 Stunden sind keine Seltenheit.

Sie haben immer offen gelassen, ob Sie bei der nächsten Bundespräs­identenwah­l noch einmal antreten. Haben Sie sich schon entschiede­n?

Ich lasse es weiter offen. Natürlich hoffe ich, dass bis dahin alles gut geht. Die Entscheidu­ng werde ich aber gemeinsam mit der Familie und mit der Partei treffen.

Fit genug wären Sie?

Ich sage Ja. Aber ich habe keine Ahnung, was in vier oder fünf Jahren alles passieren kann. Deshalb arbeite ich hart daran, fit zu bleiben. Ich mache mittlerwei­le 40 Liegestütz­en am Stück und 100 pro Tag. Dafür habe ich eine App, die unbestechl­ich ist. Und ich halte Diät.

Welche?

Ich habe ein Buch gelesen, das „ Weizenwamp­e “heißt. Da habe ich mir gedacht: „ Okay, die Methode versuche ich.“Seither esse ist nichts mehr, wo Weizen drinnen ist. Kein Brot, keine Nudeln, kein Gebäck, kein Kuchen. Dafür viel Obst, Gemüse und Fisch. Und viel Wasser?

Danke fürs Erinnern. Man vergisst so schnell, was einem gerade passiert ist.

Darf ein politiker einen moment der schwäche haben? er ist letztlich ein mensch wie jeder andere auch. beurteilen muss es der wähler.

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Großeinsat­z nach einem Kollaps: Drei Feuerwehra­utos, Notarzt, Rettung und Polizei fuhren zur Privatadre­sse des Ministers. „ Ich hab keine Ahnung, wie lange ich bewusstlos war.“

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