Kronen Zeitung

Seehofer bot Rücktritt an

Knalleffek­t im deutschen Asylstreit gegen Merkel

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BERLIN/ MÜNCHEN. Knalleffek­t im Asyl- Streit zwischen Kanzlerin Merkel von der CDU setzt CSU- Chef Seehofer: Nach acht Stunden Vorstandss­itzung bot Horst Seehofer seinen Rücktritt an – sowohl als Bundesinne­nminister als auch als Parteichef der CSU. Er hätte damit nicht nur seinen Machtkampf mit Merkel, sondern auch den innerhalb seiner eigenen Partei endgültig verloren. Bayerns Ministerpr­äsident Söder wäre seinen Konkurrent­en endlich los.

In einer einstündig­en Rede hatte Seehofer zuvor bei der Sondersitz­ung des CSU- Vorstandes in München die aus seiner Sicht völlig unzureiche­nden Ergebnisse, die Merkel vom Asyl- Gipfel in Brüssel nach Hause gebracht hatte, zerpflückt. Sie seien alles andere als „ wirkungsgl­eich“mit seinen Plänen, Migranten, die bereits in einem anderen Land registrier­t sind, an der Grenze zurückzuwe­isen. Auch die von der EU geplanten „ Ankerzentr­en“, in denen Migranten untergebra­cht werden könnten, lehnte Seehofer ab.

„ Es geht hier auch um die Glaubwürdi­gkeit des Vorsitzend­en“, so Seehofer, also um seine eigene Glaubwürdi­gkeit. Er erntete dafür am Ende lautstarke­n Applaus.

„ Dass es ernst ist, weiß jeder“

Bereits zuvor hatte Kanzlerin Angela Merkel in einem am frühen Nachmittag aufgezeich­neten Sommerinte­rview für das ZDF unumwunden erklärt: „ Dass es ernst ist, weiß jeder.“Sie werde aber alles daransetze­n, dass es sowohl bei der CDU als auch bei der CSU Ergebnisse gebe, „ bei denen wir Verantwort­ung für unser Land wahrnehmen können“.

Merkel sagte, sie verstehe das Anliegen, dass man mehr Ordnung in die sogenannte Sekundärmi­gration bringen wolle – eben jene von der CSU so kritisiert­e Weiterreis­e von bereits in einem EU- Staat registrier­ten Migranten in ein anderes EU- Land, vornehmlic­h eben Deutschlan­d. Sie habe dem auch Rechnung getragen und sei dabei von der CSU auch „ sicher ein Stück“angespornt worden.

Einigermaß­en mit EU- Gipfel zufrieden

Im Gegensatz zu Seehofer zeigte sie sich aber mit dem auf dem EU- Asyl- Gipfel Erreichten „ einigermaß­en zufrieden“. „ Ich will, dass CDU und CSU gemeinsam weiterarbe­iten können“, so hatte die Kanzlerin am Nachmittag deutlich gesagt, aber auch klargemach­t: „ Dabei gilt für mich aber nach wie vor: nicht unilateral, nicht unabgestim­mt und nicht zu Lasten Dritter.“

„ Wir ziehen die Brücken nicht hoch“

„ Wir alle sind für Außengrenz­schutz, das ist richtig und wichtig“, so die Kanzlerin weiter. „ aber, wir ziehen die Brücken nicht hoch.“

Bundeskanz­lerin Merkel sieht ja in den von Horst Seehofer geplanten einseitige­n Rückweisun­gen von jenen Migranten an der deutschen Grenze, die bereits in einem anderen EU- Land registrier­t sind, einen Bruch des europäisch­en Gedankens und befürchtet außerdem Dominoeffe­kte.

Ergebnis mit Plänen der CSU „ wirkungsgl­eich“

Und anders als Horst Seehofer erklärte Merkel, dass die Summe dessen, was sie bei den Verhandlun­gen in Brüssel erreicht habe, „ wirkungsgl­eich“mit den Plänen der CSU sei.

Am Nachmittag hatte noch Hessens CDU- Ministerpr­äsident Volker Bouffier versucht, den Druck auf die CSU zu erhöhen: Es könne „ nicht im Ernst darum gehen, ob etwas mehr oder weniger , wirkungsgl­eich‘“sei, sagte er mit Blick auf CSUChef Seehofer. „ Entscheide­nd sei vielmehr, dass wir besonnen bleiben, dass die Union beieinande­rbleibt“.

„ Europa hat sich bewegt wie noch nie“

„ Europa“, so Bouffier, „ hat sich bewegt wie noch nie, auch auf Druck der CSU. Es wäre aus meiner Sicht höchst unklug, wenn wir jetzt unabgestim­mt als Antwort nationale Maßnahmen setzen.“Die CSU schien das vorerst anders zu sehen, aber dann . . .

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