Erinnerungen an Kurz gegen Kern
„ Sie hat geliefert“, hatte der Vize- Chef der bayerischen CSU, Manfred Weber, direkt nach dem EU- Gipfel in Richtung Kanzlerin Angela Merkel noch gemeint. Die EU sei in ihrer Migrationspolitik „ einen großen Schritt“vorangekommen. Ja er konnte in den Beschlüssen sogar „ viel CSU- Politik“erkennen. Ja er hatte sich sogar zu der Aussage verstiegen, die CSU habe in den vergangenen Wochen „ Europa gerockt“.
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte erklärt: „ Natürlich ist das, was in Brüssel erreicht wurde, mehr als ursprünglich erwartet.“
Die graue Eminenz der CSU, ihr Ehrenvorsitzende der frühere Finanzminister Theo Waigel, hatte seine Partei in der Folge dazu aufgerufen, die Auseinandersetzung mit der CDU beizulegen.
Und zuletzt hatte sich sogar die besonders Merkel- kritische CSU- Jugendbewegung zufrieden gezeigt und durch- aus sehr versöhnlich geäußert.
Trotzdem hat es offenbar nicht gereicht.
Als Horst Seehofer, Bundesinnenminister und CSUVorsitzender, zur Sitzung des Parteivorstandes kam, sagte er kein Wort. Umso deutlicher wurde er dann hinter verschlossenen Türen. Das VierAugen- Gespräch, das er noch am Vorabend mit Angela Merkel im Kanzleramt geführt habe, bezeichnete er sinngemäß als wert- und sinnlos.
Und es ist nicht lange her, das soll Seehofer im kleinen Kreis in Bezug auf Merkel gesagt haben: „ Ich kann mit dieser Frau einfach nicht mehr arbeiten.“
Und genau darauf dürfte es in diesem ultimativen Machtkampf zwischen Merkel und Seehofer hinauslaufen: Sie können einfach persönlich nicht miteinander. Die Liste der gegenseitigen Schmähungen und Beleidigungen ist nach 14 Jahren Rivalität einfach schon zu lang.
Und so erinnert diese innerdeutsche Auseinandersetzung an den Machtkampf zwischen Sebastian Kurz und Christian Kern. Ebenfalls zwei Alphatiere, die persönlich nicht zusammenkamen.
Letztlich, so zeigt sich damit wieder einmal, ist auch in der Politik die zwischenmenschliche Chemie eine der wichtigsten Kategorien.