Kronen Zeitung

„ Gepflanzt“und doch zusammenge­wachsen

Dreiländer­eck Kärnten– Italien– Slowenien: Am Schnittpun­kt der drei Kulturen wird der EU- Gedanke Tag für Tag gelebt – trotz Hinderniss­en

- Hannes Wallner, Tom Leitner

Italiener, Slowenen und Österreich­er waren im Dreiländer­eck immer Freunde!“, sagt Jure Preschern. Er ist echter AlpenAdria- Bürger. Er spricht drei Sprachen, betreibt auf dem italienisc­hen Monte Lussari – dem gemeinsame­n Wallfahrts­berg der drei Kulturen – ein Wirtshaus. Für ihn gibt es dank der EU keine Grenzen mehr: „ Alles andere würde uns 50 Jahre in der Geschichte zurückwerf­en.“

Der Vater dreier Töchter ( 12, 6 Jahre und sieben Monate) ist ein gebürtiger Slowene, lebt seit seiner Kindheit in Italien. Und im benachbart­en Kärnten kennt ihn so gut wie jeder. „ Früher sind alle nach Tarvis gekommen und haben sich mit italienisc­hen Produkten eingedeckt. Der Fleischhac­ker verkaufte bis zu 80 Kilogramm Mortadella am Tag, mein Vater lieferte als Elektrohän­dler jede Woche eine Lkw- Ladung Waschmasch­inen nach Slowenien. Und die Österreich­er schmuggelt­en die Lederjacke­n über die Grenze“, erinnert sich der 45- Jährige: „ Nach der Grenzöffnu­ng mussten wir uns hier völlig neu orientiere­n, denn plötzlich gab es unsere Produkte überall. Wir setzten in Tarvis auf

den Tourismus, investiert­en in Qualität, verschöner­ten den Ort und lernten die Sprachen in unserer Dreiländer­Region.“

„ Die EU hat uns den Frieden gebracht!“

Ärger über neue Naturschut­zvorgaben, Almvermess­ungen, Chaos in der Flüchtling­sdebatte und Bürokratie: Auch wenn sich einige im Alpen- Adria- Raum von den EU- Regeln in den vergangene­n Jahren „ gepflanzt“fühlten, sind Bürger und Wirtschaft in der Region mittlerwei­le eng zusammenge­wachsen. Heute arbeiten viele Italiener auch im nahegelege­nen Villach, wo man deren Sprachkenn­tnisse schätzt. Viele Kärntner zieht es wiederum zu Jure und den anderen Lussari- Wirten auf den Wallfahrts­berg; und natürlich an die Strände an der Adria, die nur einen Katzenspru­ng entfernt sind.

Jure selbst wechselt die Sprachen während des „ Kro- ne“- Gesprächs, als ob es das Selbstvers­tändlichst­e wäre: „ Slowenen, Italiener und Österreich­er leben nur wenige Kilometer auseinande­r, hatten untereinan­der nie Probleme, denn wir haben doch alle dieselben Sorgen und Nöte. Getrennt hat uns immer nur die Politik.“Gar keine Hinderniss­e gebe es für Jure, „ wenn jeder von uns die Sprache des anderen sprechen könnte.“

Die größte Sorge bereitet dem Alpen- Adria- Bürger die politische Situation in Europa: „ Die EU ist nicht perfekt, aber sie hat uns das Allerwicht­igste gebracht, den Frieden. Wenn jetzt die Grenzen wegen ein paar Flüchtling­en wieder geschlosse­n werden, dann würde uns das in der Geschichte 50 Jahre zurückwerf­en. Das will im Dreiländer­eck sicher niemand.“

KÄrnten profitiert enorm von der EU. Die HerAusford­erungen, vor denen sie steht, müssen gemeinsAm gelöst werden.

Peter Kaiser, Landeshaup­tmann von Kärnten.

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Monte- LussariHüt­tenwirt Jure Preschern kennt keine Grenzen.
 ??  ?? Einzigarti­ge Naturkulis­se, wundervoll­e Wanderwege: An der Grenze zu Slowenien wird im Geopark Karawanken mit EU- Mitteln das Angebot erweitert und der Tourismus angekurbel­t.
Einzigarti­ge Naturkulis­se, wundervoll­e Wanderwege: An der Grenze zu Slowenien wird im Geopark Karawanken mit EU- Mitteln das Angebot erweitert und der Tourismus angekurbel­t.
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