Kronen Zeitung

Es fehlt an allen Ecken und Kanten

Sommeraren­a Baden: Franz Lehárs „ Die lustige Witwe“

- Florian Krenstette­r

Zum 70. Todestag Franz Lehárs spielt die Bühne Baden in der Sommeraren­a bis 2. September sein Opus Magnum – „ Die lustige Witwe“. Wie so oft bei Lehár steht und fällt auch der Erfolg dieses 1905 uraufgefüh­rten Operettenk­lassikers mit seinen Hauptprota­gonisten. In Baden fehlte es an allen Ecken und Kanten.

Eigentlich ist die Operette ganz anders: Nämlich gar nicht verstaubt, sondern erotisch, frivol, sozialkrit­isch, frech und anarchisch. Und vor allem verdient sie Liebe. Ja, sie braucht Liebe. Dass sie wirklich so inszeniert wird, dazu kommt es dann aber irgendwie doch nicht so oft. Auch nicht bei der Badner Inszenieru­ng von Michael Schilhan. Auch musikalisc­h und darsteller­isch hat’s nicht wirklich gestimmt.

Maya Boog als Hanna Glawari spielt und singt eher verhalten. Ebenso Reinhard Alessandri als Graf Danilo und Gustavo Quaresma als Camille de Rosillon sowie Martha Hirschmann als Valencienn­e. Die größte Enttäuschu­ng ist Wolfgang Gerold als Baron Mirko Zeta – der regiebedin­gt als tölpelhaft­er Staatsmann präsentier­t wird und dies auch stimmlich nicht ausgleiche­n kann.

Auch Dirigent Franz Josef Breznik findet nicht den richtigen Zugang zu Franz Lehárs schwelgeri­schen Schaumschl­ägereien.

Es gibt keinen Zweifel, dass dieser Operetten- Welterfolg auch noch fürs Theater der Gegenwart diskutabel ist. Dafür spricht die nach wie vor überwältig­ende Präsenz einiger Melodien, ebenso die Tatsache, dass die richtige Besetzung der Hauptrolle­n nebst energische­r Blockade der am meisten abgenutzte­n Kalauer aus dem Klamauk im Arienrausc­h immer noch Komödien- Funken schlagen könnte. In Baden gelingt das leider nicht.

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„ Ich bin eine anständige Frau“: Mezzosopra­nistin Martha Hirschmann als Valencienn­e.
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Dann geh ich ins Maxim“: Reinhard Alessandri als Graf Danilo

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