Die kleinste größte Rolle, die es gibt!
In knapp drei Wochen beginnen die Salzburger Festspiele. Wieder als „ Buhlschaft“im „ Jedermann“dabei: Stefanie Reinsperger, die schon als Kind auf dem Salzburger Domplatz „ Jedermann ...“gerufen hat.
Stefanie Reinsperger, auch heuer geben Sie die „ Buhlschaft“in Salzburg – eine Rolle, die Sie eigentlich Ihrem Schauspielerkollegen Tobias Moretti verdanken?
Ja, das stimmt, dass er mich für diese Rolle vorgeschlagen hat. So wie das vor ihm ja schon viele „ Jedermänner“gemacht haben. Das ist gar nichts Ungewöhnliches.
Haben Sie vor dieser Produktion auch schon miteinander gespielt?
Nein, er hat sich Vorstellungen angeschaut, in denen ich drin war. Das war noch am Burgtheater. Ich hab damals aber gar nicht gewusst, dass er da ist.
Ist die Rolle der „ Buhlschaft“, die ja textlich sehr klein ist, so eine Art „ Ritterschlag“für eine Schauspielerin?
( lacht) Ja, es ist die kleinste größte Rolle, die’s gibt! Und es sind die vielen Traditionen, die da dranhängen, auch wenn man das künstlerisch durchaus zweiseitig sehen kann. Aber wenn man dann dort steht, auf dem Domplatz, und diese Energie auch wirklich erleben darf, dann ist das ganz großartig! Als Kind hab ich mich ja manchmal dort hingestellt und „ Jedermann“gerufen und mir dabei gedacht, das ist die tollste Rolle, die es gibt. Dabei ist das gar keine Rolle - das sind die „ Rufer“, wie ich ja heute weiß ( lacht).
Sie haben einmal erzählt, dass Ihre Eltern Sie und Ihre jüngere Schwester
viel ins Theater und in Musicals mitgenommen haben. Der „ Jedermann“war nie dabei?
Nein, weil die Karten ja nur einem gewissen Kreis zugänglich sind. Da sind wir nie gewesen.
Dafür im Vorjahr. Waren Ihre Eltern oft in der Vorstellung?
Also natürlich in der Premiere; und weil die verregnet war, hab ich ihnen dann noch Karten für draußen gekauft. Das ist ja noch mal ein ganz anderes Erleben.
Haben Ihre Eltern auch einen künstlerischen Beruf?
Nein, gar nicht, auch meine Schwester nicht. Aber alle sind Theater- begeistert. Wobei mein Vater auch leidenschaftlicher Sportler ist und Fußballmannschaften trainiert. Er hat ja gehofft, dass eine von uns mit Fußball anfängt, aber das war’s nicht. Ich jogge lieber und tanz gern Zumba.
Dafür bleibt jetzt wohl wenig Zeit. Werden Sie, wie 2017, wieder zwischen Salzburg und Berlin – wo Sie seit Herbst eine neue künstlerische Heimat haben - pendeln?
Nicht so wie letztes Jahr: Da bin ich achtzehnmal hin- & hergeflogen! Nein, nein, heuer muss ich das nur in der ersten Woche. Dann kann ich durchgehend in Salzburg bleiben und mach auch gleich hier Urlaub. Die einzigen Urlaubstage, die sich überhaupt ausgehen.
Als Sie der Ruf aus Berlin ereilt hat, haben Sie da länger überlegt?
Nein, nur sehr kurz. It was an offer, that I couldn’t refuse!
Ein Angebot also, das Sie nicht abschlagen konnten . . .
. . . nein, bei so vie- len tollen Schauspielerkollegen und Regisseuren! Und ein Intendant, der wirklich meint, was er sagt, nämlich: „ Meine Tür ist immer offen!“Das ist echt großartig.
Sie waren ja in sehr jungen Jahren schon an der Burg engagiert, haben diese aber nach rund einem Jahr wieder verlassen. Weil Sie sich – wie Sie angeblich einmal gemeint haben - „ zu klein gefühlt haben für dieses Haus“?
Schon, ja, dem ich kam ja von einem viel kleineren, sehr familiären Theater – dem Düsseldorfer Schauspielhaus – an diese große Burg, als gerade der Direktor Hart- mann schon weg war. Da gab’s sehr viel Unruhe, sehr viele Wunden sind aufgerissen, und ich konnte da nicht so andocken. Heute wär’s vermutlich anders. Aber ich fühl mich in Berlin sehr, sehr wohl.
Sie haben in Ihrem Beruf in relativ kurzer Zeit sehr viel erreicht – haben Sie jemals Ängste oder Zweifel geplagt?
Und wie! Und nach wie vor! Aber anfangs war ich überhaupt von Zweifeln und Ängsten zerfressen. In der Schauspielschule hab ich gedacht, ich werd die Einzige sein, die auf der Strecke bleibt . . .