Im Kosmos der großen Gefühle
Hamburg: Grandiose Uraufführung von John Neumeiers „ Beethoven- Projekt“
Nach Mahler und Bach folgt nun Beethoven: John Neumeier, Tänzer, Choreograph, Ballettdirektor, bringt mit der Uraufführung seines „ Beethoven- Projekts“erstmals ein abendfüllendes Ballett mit Musik Beethovens auf die Hamburger Bühne. Angeregt vor allem durch dessen Klaviermusik, taucht Neumeier in den Klangkosmos des Großmeisters der Wiener Klassik ein. Über ein Gastspiel im Theater an der Wien wird verhandelt.
An der Hamburgischen Staatsoper wurden vergangene Woche die 44. Hamburger Balletttage eröffnet. Diese sind jedes Jahr der Abschluss der aktuellen Spielzeit. Zu den diesjährigen Höhepunkten zählt das Gastspiel des National Ballet of Canada. Das zweiwöchige Festival bietet außerdem einen Streifzug durch das Repertoire der Spielzeit, darunter John Neumeiers jüngste Kreationen „ Anna Karenina“, „ Turangalila“und „ Duse“sowie seine Signaturstücke „ Nijinsky“und „ Illusionen – wie Schwanensee“. Zum Auftakt zeigte Hamburg die Uraufführung des „ Beethoven- Projekts“.
„ Persönliche Gedanken und große Jubiläen kommen manchmal zusammen. Über viele Jahre habe ich mir überlegt, ein größeres Projekt mit Beethovens Musik zu realisieren.“Überblickt man die Ballettmusiken großer Komponisten des 19. Jahrhunderts, ist es bemerkenswert, dass neben Tschaikowskys epochemachenden Werken Beethovens „ Geschöpfe des Prometheus“zu den bedeutendsten Partituren gehört.
„ Beethovens großartige Musik hat mich immer wieder tief berührt, ohne dass daraus bisher ein abendfüllendes Werk entstanden wäre. Mit Blick auf die anstehende Saison hatte ich das Gefühl, dass die Zeit dafür nun reif ist. Das große Beethoven- Jubiläum, das im Jahr 2020 ansteht, ist dafür ein zusätzlicher Ansporn.“So Chefchoreograf John Neumeier.
Musikalisch bilden die „ Eroica- Variationen“und Beethovens 3. Symphonie den Rahmen des „ Beethoven- Projekts“, dessen Ansatz Neumeier mit diesen Worten erläutert: „ Ursprünglich als Arbeitstitel konzipiert, entwickelte sich das , Beethoven- Projekt‘ immer mehr zum treffenden Ausdruck unserer Annäherung an Beethoven. Anders als etwa bei , Anna Karenina‘ gibt es keine festgelegte Struktur. Fragmente spielen eine wichtige Rolle, dagegen existiert keine Handlung im eigentlichen Sinn. Als Choreograph wünsche ich mir, dass es als Sinfonisches Ballett angeschaut wird, dessen , Inhalt‘ sich allein aus der Emotion und Bewegung der Tänzer speist.“
In der Rolle von Ludwig van Beethoven glänzt und begeistert Aleix Martínez, für den John Neumeier diese Rolle konzipierte. Ihm zur Seite standen unter anderem Anna Laudere und Edvin Revazov als inniges, zutiefst verzweifeltes Liebespaar.
Am Ende Standing Ovations. Auch einem Gastspiel in Wien wäre wohl sensationeller Erfolg beschert!