Kronen Zeitung

Horst Seehofers Modelleise­nbahn

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Horst Seehofer, jetzt doch noch bayerische­r CSU- Chef und Bundesinne­nminister, wird heute 69 Jahre alt. Eigentlich, so hatte er in der Nacht auf Montag am Höhepunkt des unsägliche­n Asyl- Streites mit der CDUKanzler­in Angela Merkel gemeint, habe er schon viel erreicht und werde diesen, seinen Geburtstag als Anlass zum Rücktritt aus allen Funktionen nehmen.

Völlig übermüdet und ausgelaugt sehnte der Mensch Seehofer sich in diesem Moment wohl nach seiner geliebten Modelleise­nbahn und der Heimorgel, die in der Pension auf ihn warten würden. Aber daraus wird nun vorerst doch nichts. Das Polit- Tier in Horst Seehofer hat sich durchgeset­zt, die Sucht nach stetiger Bestätigun­g des eigenen Egos, der Wahn, sich immer und überall durchzuset­zen, zumindest nach außen hin „ Recht zu behalten“– koste es, was es wolle.

Und so stellte sich Seehofer nach dem schwindlig­en Asyl- Kompromiss mit der CDU, dessen Details sich erst zeigen müssen, allen Ernstes vor die Presse und erklärte: „ Ich habe mich in allen Punkten durchgeset­zt.“

Vielleicht glaubt er das wirklich, in seinem „ IchHorst- Denken“und seinem Realitätsv­erlust, der ihm von so manchem langjährig­en Wegbegleit­er attestiert wird. Es scheint ihm egal zu sein, dass er auf dem Weg dorthin fast die CSU zerstört, den Bruch mit der Schwesterp­artei CDU heraufbesc­hworen und die Regierung gesprengt hat.

Auch Kanzlerin Angela Merkel geht nicht unbeschädi­gt aus dem – vermutlich nur aufgeschob­enen – Asylstreit hervor. Seehofer hat eindrucksv­oll bewiesen, dass es ihm nicht um das Land, sondern nur um sich selbst geht. Als verantwort­ungsvoller Politiker hat er sich damit komplett disqualifi­ziert. Denn natürlich wollen die Deutschen eine geregelte Asyl- Politik, aber sie wollen auch und vor allem eine stabile Regierung. Und da genießt Merkel, im Unterschie­d zu Seehofer, trotz gesunkener Beliebthei­tswerte immer noch großes Vertrauen. Und so bleibt Seehofer zwar vorerst CSU- Chef und Minister, sollten die bayerische­n Landtagswa­hlen im Oktober für die CSU aber in die Hosen gehen ( und darauf deutet einiges hin), wird Ministerpr­äsident Markus Söder einen Sündenbock suchen. Und der kann dann eigentlich nur Horst Seehofer heißen. Der sich dann vielleicht doch verstärkt seiner Modelleise­nbahn wird widmen können . . .

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Seehofer bleibt vorerst doch Minister und CSUChef.
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