Horst Seehofers Modelleisenbahn
Horst Seehofer, jetzt doch noch bayerischer CSU- Chef und Bundesinnenminister, wird heute 69 Jahre alt. Eigentlich, so hatte er in der Nacht auf Montag am Höhepunkt des unsäglichen Asyl- Streites mit der CDUKanzlerin Angela Merkel gemeint, habe er schon viel erreicht und werde diesen, seinen Geburtstag als Anlass zum Rücktritt aus allen Funktionen nehmen.
Völlig übermüdet und ausgelaugt sehnte der Mensch Seehofer sich in diesem Moment wohl nach seiner geliebten Modelleisenbahn und der Heimorgel, die in der Pension auf ihn warten würden. Aber daraus wird nun vorerst doch nichts. Das Polit- Tier in Horst Seehofer hat sich durchgesetzt, die Sucht nach stetiger Bestätigung des eigenen Egos, der Wahn, sich immer und überall durchzusetzen, zumindest nach außen hin „ Recht zu behalten“– koste es, was es wolle.
Und so stellte sich Seehofer nach dem schwindligen Asyl- Kompromiss mit der CDU, dessen Details sich erst zeigen müssen, allen Ernstes vor die Presse und erklärte: „ Ich habe mich in allen Punkten durchgesetzt.“
Vielleicht glaubt er das wirklich, in seinem „ IchHorst- Denken“und seinem Realitätsverlust, der ihm von so manchem langjährigen Wegbegleiter attestiert wird. Es scheint ihm egal zu sein, dass er auf dem Weg dorthin fast die CSU zerstört, den Bruch mit der Schwesterpartei CDU heraufbeschworen und die Regierung gesprengt hat.
Auch Kanzlerin Angela Merkel geht nicht unbeschädigt aus dem – vermutlich nur aufgeschobenen – Asylstreit hervor. Seehofer hat eindrucksvoll bewiesen, dass es ihm nicht um das Land, sondern nur um sich selbst geht. Als verantwortungsvoller Politiker hat er sich damit komplett disqualifiziert. Denn natürlich wollen die Deutschen eine geregelte Asyl- Politik, aber sie wollen auch und vor allem eine stabile Regierung. Und da genießt Merkel, im Unterschied zu Seehofer, trotz gesunkener Beliebtheitswerte immer noch großes Vertrauen. Und so bleibt Seehofer zwar vorerst CSU- Chef und Minister, sollten die bayerischen Landtagswahlen im Oktober für die CSU aber in die Hosen gehen ( und darauf deutet einiges hin), wird Ministerpräsident Markus Söder einen Sündenbock suchen. Und der kann dann eigentlich nur Horst Seehofer heißen. Der sich dann vielleicht doch verstärkt seiner Modelleisenbahn wird widmen können . . .