Sprudel statt Arsen
Kobersdorf: „ Arsen & Spitzenhäubchen“
In Kobersdorf erfährt man bei „ Arsen und Spitzenhäubchen“, wie man ein Dutzend Männerleichen im Keller vergräbt. Doch greift selbst die Attraktion der Schloss- Spiele, Wolfgang Böck als brave Knallcharge, ein wenig zu kurz. Regisseur Werner Prinz und ein zu unausgewogenes Ensemble vergeben Komödien- Chancen.
Natürlich wird gelacht. Das Ambiente stimmt im Schloss Kobersdorf. Die monströse Einrichtung von Erich Uiberlacker schon weniger. Zu groß sind die Distanzen, um Joseph Kesselrings Komödienklassiker in Schwung zu bringen. Und übermächtig das Hollywood- Vorbild: Frank Capra & Cary Grant.
Doch wenn jetzt in Kobersdorf die beiden alten Tanten im Haus ihrer Neffen ältere Gentlemen per Giftwein „ erlösen“, haben sie ordentlich über die Bühne zu wuseln und zu rennen, um rechtzeitig auf ihren Positionen anzukommen.
Dafür hat man zwei Kaliber engagiert: Erika Mottl und Gertrud Roll. Doch Regisseur Werner Prinz nutzt dieses Potenzial wenig. Beide Damen bleiben lieb, sagen artig ihren Text auf. Manchmal passiert ihnen auch eine Pointe. Alexander Jagsch gibt ihren Neffen Mortimer mit braver Vitalität. Clemens Aap Lindenberg versucht sich als sein monströser Bruder Jonathan. Die großen Möglich- keiten dieser Figur scheinen Prinz kaum zu interessieren.
Und Intendant Wolfgang Böck? Das Kobersdorfer Faktotum bleibt eher unterfordert. Der durchgeknallte Neffe Teddy glaubt, er sei Präsident Roosevelt. Brav bläst Böck die Trompete, schreit „ Attacke!“und geht zum Panama- Kanalgraben in den Keller. Verkrampft Dagmar Bernhard als Mortimers Verlobte. Aber: Ist es nötig, ein Sponsorenprodukt, Limonade, ins Stück einzubauen? Kesselrings Arsen, gekonnt gemischt, würde auch schmecken.