Alles ganz ohne Schmäh
Über den Unterhaltungswert des Thomas Janeschitz als TV- Experte lässt sich streiten. Oder eigentlich nicht einmal das wirklich . . .
Der nötige Schmäh fehlt zwar oft, die fachliche Kompetenz ist dafür meist zweifelsfrei vorhanden. Etwa als der ehemalige Langzeit- Profi in der heimischen Bundesliga bereits in den ersten WM- Tagen darauf verwies, dass Belgiens Fußballverband schon vor langer Zeit ein Konzept ausgearbeitet habe, nach dem sich im Prinzip alle Klubs richten müssen. Genau seit der für die Roten Teufel desaströsen Heim- EM im Jahr 2000. Die- ses Konzept war für Janeschitz einer der Hauptgründe, Belgien in die Reihe der absoluten Turnierfavoriten einzuordnen. Jetzt steht der Weltranglisten- Dritte mit seinen Ausnahmekönnern wie Eden Hazard, Kevin De Bruyne, Romelu Lukaku und so weiter und so fort tatsächlich im Semifinale.
Aber die somit voll aufgegangene Prognose des TVExperten wirft auch Fragen auf: Schließlich war Janeschitz von 2009 bis 2017 beim Fußballbund tätig. Zuerst als Teamchef von Nachwuchsmannschaften, dann als Assistent von Marcel Koller. Es muss also auch beim ÖFB bekannt gewesen sein, dass es in anderen Ländern wie eben in Belgien derartige Konzepte gibt. Dennoch beklagen sich heute dort Tätige immer noch darüber, dass diese schmerzhaft abgehen würden.
Es muss sich also auch die Führungsspitze, von Präsident Leo Windtner abwärts, die Frage gefallen lassen: Warum wurde nicht auch in Österreich längst eines erstellt? Kein halbherziges, wie es sie gibt. Sondern ein vom ersten bis zum letzten Punkt strukturiertes und professionelles, an dem sich alle Nachwuchstrainer orientieren müssen. Wäre das nur halbwegs rechtzeitig geschehen, könnte Österreich bei dieser WM genau wie Belgien ein voll aufgehender Geheimtipp sein.
Auch ohne Schmäh.