Kronen Zeitung

Närrischer Sänger

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Bei einem Musikprodu­zenten erschien der 32- jährige Ernst U. und sagte: „ Des geht nimmer so weiter! A jeder, der mi singa hört, glaubt, i bin a Weltstar wia der spanische Opernsänge­r Plácido Domingo. Wann i in an Bad in der Kabin sing, sammlt se draußt a Menschenme­nge an und wart auf a Autogramm. Wann i zhaus sing, kumman de Leut mit der Later und wolln bei meine Fenster eineschaun.

Im Auto trau i mi überhaupt nimma singa, da gibts a Verkehrsst­ockung nach der andern, weil de Fußgänger am Zebrastraf­n wia angwurzelt stehnbleib­n. Was sagn Se? Soll ma gleich a teure CD machn oder genügt vurläufig a Maxi, damit se aa de ärmern Leit mei Stimm anhurchn könnan?“

„ I tät sagn“, erwiderte der Direktor, „ singen S weiter auf der Gassn, nur für de ärmern Leut . . .“

„ Momenterl“, unterbrach Ernst U. „ Se habn mi ja no gar net ghört, nehmen S Platz, konzentrie­rn S Ihna. I sing Ihna jetzt , O mia bella Napoli und dann a Schweizer Käsefondue- Rezept, original Domingo, vur!“

„ Bitte net“, wehrte der Produzent ab. „ I bin in aner Abmagerung­skur, i hab sogar mei Gebiss dahamlassn, damit i mi net zum Essn verleit, und Se wolln ma a leckeres Rezept vursinga? Papah! Kumman S in vierzehn Tag wieder, da bin i scho auf Urlaub in Spanien.“

„ Spanien!“, rief Ernst U. und begann das Lied , Valencia zu singen. „ Na, was sagen S zu meiner Klangfülle!“

„ Grüezi, fix no amal jetzt“, sagte der Direktor und führte den ungebetene­n Besucher aus dem Büro. „ Schnell furt, mei kastrierte­r Siamkater wird scho läufig, weil er Ihna hört. Se brauchn jednfalls nie a Angst habn, dass S wia de Stars an Vaterschaf­tsprozess anghängt kriagn. Bei Ihna kriagt a jede a Frühgeburt, wann S ihr was vursingan.“

„ Der Herr Narr is im Paternoste­r auf- und ohgfahrn und hat einfach weitergsun­ga“, berichtete der Hausbesorg­er. „ Dann muass irgendwer im Aufzug ohgstellt habn. I wars net, des schwör i beim Leben meiner Mutter.“

Der Sangesbrud­er kam mit seiner Anzeige wegen Freiheitsb­eraubung („ Vier Stund lang hab i im Keller voller Inbrunst gsunga!“), nicht durch.

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