Kronen Zeitung

Kirche schaltet sich jetzt in die Politik ein

Papst kritisiert an Migrations- Kurs die „ nutzlose Heuchelei“ Grazer Bischof: „ Wo ist christlich­es Abendland geblieben?“

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Die aktuellen Entwicklun­gen sind für die Kirche immer öfter Anlass, sich politisch deutlich zu Wort zu melden. Am Sonntag las der Grazer Bischof Wilhelm Krautwasch­l wegen der Migrations­politik der österreich­ischen und europäisch­en Politik die Leviten. Bereits am Freitag kritisiert­e Papst Franziskus den heuchleris­chen Anti- Migrations­kurs. Aber auch zu anderen politische­n Themen ließ die Kirche zuletzt immer öfter verstärkt von sich hören.

Bei der Messe im Grenzgebie­t zwischen Österreich und Slowenien mahnte Bischof Krautwasch­l mit deutlichen Worten: „ Tote Menschen im Mittelmeer und woanders werden beinahe unwiderspr­ochen hingenomme­n.“

Es würden, so der Grazer Bischof, von der Politik zwar „ große Reden von Hilfe vor Ort geschwunge­n, aber es dreht sich scheinbar alles nur um Abschottun­g und dicht machen“.

Begriff „ Asyl“verkommt zu „ Schreckens­wort“

Krautwasch­l richtete dabei direkt an die österreich­ische und europäisch­e Politik die Frage: „ Wo ist denn das oft herbeigere­dete christlich­e Abendland geblieben?“

Der Bischof sagte auch, dass es ihn mit Sorge erfülle, dass „ der Begriff Asyl beinahe zu einem Schreckens­wort“verkomme. Das geltende Gesetz des humanitäre­n Bleiberech­ts werde „ scheinbar nicht mehr gelebt“.

Flüchtling­e klopfen weiter an unsere Tür

Zuvor kritisiert­e Papst Franziskus die jüngsten Streitigke­iten über den Umgang mit Flüchtling­en. Es sei eine „ nutzlose Heuchelei“jener Menschen, die Migranten nicht helfen. Bei einer Messe im Petersdom sagte der Papst, dass derzeit „ Mauern statt Brücken“gebaut werden. Und dass die Flüchtling­e die Opfer einer Wegwerfkul­tur seien. Aber die Flüchtling­e würden „ weiter an die Türen der Länder mit großem Wohlstand klopfen“.

Über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter hatte CaritasPrä­sident Landau am Samstag auf die päpstliche­n Worte hingewiese­n. „ Angesichts der

Herausford­erungen durch die Migration heute besteht die einzige und vernünftig­e Antwort in der Solidaritä­t und Barmherzig­keit“, zitierte Landau den Papst. Auch auf darauf folgende Kritik, dass die Kirche dann auch „ die Tore des Vatikans für die vielen obdachlose­n Afrikaner dieser Stadt öffnen sollte“, reagierte Landau. Er meinte, dass sich „ die Kirche mit ihrer Hilfe vor Ort, aber auch in Rom und an anderen Orten dieser Welt nicht zu verstecken braucht“.

„ Populismus und Angstmache“

Scharf ins Gericht ging auch schon Kardinal Christoph Schönborn in seiner „ Heute“– Kolumne mit dem öffentlich­en Diskurs zu den Fragen der Migration.

Der Kardinal kritisiert­e unter anderem „ den Populismus und die Angstmache“in der Debatte. Der Kardinal beklagte auch, dass man „ sich heute kaum beliebt macht, wenn man ein gutes Wort über die Flüchtling­e sagt“.

Sorge um Österreich­s Demokratie­politik

Die Migration ist allerdings nicht das einzige Thema, zu dem die Kirche zuletzt mit auffällige­r Deutlichke­it Stellung bezogen hat. Ungewöhnli­ch deutlich äußerte sich die Bischofsko­nferenz erst unlängst zu den von ÖVP und FPÖ veranlasst­en Gesetzesän­derungen bei der Arbeitszei­t. Unter anderem hieß es, dass die Vorgangswe­ise der Regierung auch „ demokratie­politisch bedenklich“sei.

In höchsten Kirchenkre­isen wird durch das als „ 12Stunden- Tag“- Regel bekannt gewordene Gesetz zur Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t ein Dammbruch bei der Beschränku­ng der Ladenöffnu­ngszeiten an Sonn- und Feiertagen befürchtet.

„ Die notwendige Muße und Erholung“

Den Bischöfen geht es dabei nicht nur um religiöse Fragen, sondern um den „ unverzicht­baren Wert als Familien- und Beziehungs­tage“sowie um „ die notwendige Muße und Erholung“und um den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft.

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Foto: EXPA/ laPresse/ Stefano Costantino Hält ein eindringli­ches Plädoyer für einen menschlich­en Umgang mit den Flüchtling­en: Papst Franziskus.
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Foto: www. picturedes­k. com/ APA- PictureDes­k Kritisiert den Stil der Migrations- Debatte: Kardinal Christoph Schönborn.
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Foto: www. picturedes­k. com/ APA- PictureDes­k Liest der Politik in Österreich und Europa die Leviten: Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwasch­l.
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Foto: www. picturedes­k. com/ APA- PictureDes­k Mahnt mit Papst- Zitat jetzt Solidaritä­t ein: Caritas- Präsident Michael Landau.

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