Lieber Roland Adrowitzer,
da standen Sie, für mich
der TV- Reporter des ORF, vor dem thailändischen Krankenhaus, in dem die geretteten Kinder abgeschirmt, medizinisch aufgepäppelt, psychologisch betreut werden.
Sie berichteten auf Ihre wohltuend unaufgeregte Art, dass es noch einige Zeit dauern werde, bis die Eltern ihre Liebsten in die Arme schließen könnten – vorläufig erlaube man ihnen nur den Blick durch dickes Glas auf ihre Söhne.
Die Gründe hiefür lägen auf der Hand: Niemand vermöge nämlich zu beurteilen, wie schwer die Kids durch das Höhleninferno tatsächlich traumatisiert seien.
Ähnlich berichteten Dutzende Ihrer Kollegen in Dutzenden TV- Kanälen.
Aber dann zeigten Sie Ihre Klasse und kamen auf jenen Retter zu sprechen, der in der Höhle sein Leben verlor.
Sie ließen uns wissen, dass noch keines der 12 Kinder ahnt, dass ein Mensch bei ihrer Rettung sterben musste.
Sie ließen uns wissen, was Ihnen offenbar ein Psychologe verraten hatte: dass dieser Umstand möglicherweise einen irreparablen Schock bei den Kindern auslösen könnte.
Sie ließen uns wissen, dass man den Kindern diese „ Nachricht“so lange wie möglich vorenthalten wolle.
Ein Aspekt, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Trotz Happy End.
Für mich sind Sie der TVReporter des ORF. Herzlich, Ihr